Mitte Juni wird das Bürgenstock Resort am Vierwaldstättersee zum Zentrum der Ukraine-Friedenskonferenz, bei der zahlreiche Staatschefs erwartet werden.
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Die rund 360 Zimmer im Bürgenstock-Resort waren während der Ukraine-Konferenz alle ausgebucht. - keystone
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Welche Staatschefs an der Ukraine-Friedenskonferenz Mitte Juni auf dem Bürgenstock NW Tür an Tür schlafen werden, entscheidet nicht er. Doch als Direktor des Luxus-Resorts hoch über dem Vierwaldstättersee sorgt Chris Franzen dafür, dass sich die ranghohen Gäste rundum wohlfühlen. Schlaflose Nächte hat er wegen des Gipfeltreffens nicht. Er sagt: «Wir haben es im Griff.»

Chris Franzen hatte einen Kaltstart hinlegen müssen: Am 1. April dieses Jahres übernahm er die Position Managing Director des Bürgenstock Resorts Lake Lucerne. Der international erfahrene Hotelier aus dem Wallis kehrte nach über 15 Jahren aus der Golfregion zurück. Zuletzt hatte er in der katarischen Hauptstadt Doha einen Luxus-Resort-Komplex eröffnet und geführt.

Mehr oder weniger am selben Tag erfuhr er, dass die von der Schweiz mitorganisierte Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock stattfinden soll. «Das war natürlich ein super Start», sagt Franzen in breitem Walliserdialekt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Als Hoteldirektor führe man gerne solche Events durch.

Alltag im Luxusresort: Staatschefs als Gäste wie alle anderen

Doch besondere Gefühle löste die Ankündigung der Konferenz bei ihm nicht aus, Staatschefs seien Hotelgäste wie andere auch, sagt er – leicht bescheiden. «Unser Ziel ist es stets, dass unsere Gäste gut ankommen, sich wohlfühlen und schliesslich zufrieden wieder abreisen», sagt Franzen. Dafür müsse das Ambiente stimmen: das Licht, die Musik, die Dekoration, der Service – alles drumherum halt.

Der gebürtige Zermatter, der seit mehr als drei Jahrzehnten in der Branche tätig ist und aus einer Hotelierfamilie stammt, empfing als Hoteldirektor schon zahlreiche Staatsgäste, prominente Persönlichkeiten, wie er erzählt. «Aber ja, natürlich nicht 80 bis 100 auf einen ‹Chlapf›».

Ganz so alltäglich scheint diese Angelegenheit also doch nicht zu sein. Er lacht und gesteht, dass er schon auch Vorfreude verspüre. «Wenn an diesen Tagen all jene Leute gemeinsam bei dir im Hotel sind, die du sonst nur in den Nachrichten siehst, ist das schon fantastisch», sagt er – sichtlich begeistert. Und schliesslich bringe die Durchführung dieser Konferenz nicht nur dem Hotel finanziell und marketingtechnisch viel. Die ganze Region und die Zulieferer profitierten immens davon.

Logistische Herausforderungen und volle Hotels

Erwartet werden an diesem Wochenende im Juni gegen 900 Personen. Das Hotel auf dem Bürgenberg hoch über dem Vierwaldstättersee und der Stanser Ebene wird voll sein. Gesteuert wird die Konferenz vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). «Das Bürgenstock Resort ist der Ort des Geschehens, der Meeting-Point», sagt der Hotelier.

Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden aber auf dem Bürgenstock übernachten können. Auch in Luzern und Umgebung sind die Hotels bereits ausgebucht. Wer wo untergebracht wird, entscheidet das EDA. «Da haben wir nichts zu sagen», sagt Franzen. So bleibt offen, wer sich in den teuersten Zimmern, den 16'000-Franken-Suiten, an diesen Tagen zur Ruh legen darf.

Nur beratend zur Seite steht das Bürgenstock-Team, wenn es um die Menüplanung für Wolodymyr Selenskyj und Co. geht. «Wer zahlt, befiehlt», sagt Franzen. In diesem Fall also der Bund.

Routine im Luxus: Ein eingespieltes Team für grosse Konferenzen

Für das Hotel auf dem Bürgenstock, das auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblickt, ist die Durchführung einer solch grossen Konferenz an und für sich «Hotelalltag», wie Franzen sagt. «Wir haben es im Griff.» Der Druck sei nicht grösser als sonst. Die Infrastruktur sei vorhanden, das Know-how, das Personal. Je nach Saison beschäftigt das Resort gegen 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Schlaflose Nächte werde er wegen der Konferenz nicht haben. Er hoffe einfach, dass es nicht kurzfristige Absagen gebe. Je näher der Termin komme, desto mehr spüre man die besondere Energie, die sich aufbaue.

Das Resort musste – bis jetzt – auch noch keine Sonderwünsche entgegennehmen. Um die Erstellung eines provisorischen Helikopterlandeplatzes im Gebiet Obbürgen etwas unterhalb des Resorts kümmert sich die Armee. Franzen betont aber auch, dass Politikerinnen und Politiker im Vergleich zu Filmstars meist nur wenige Spezialwünsche anbrächten. «Sie sind die einfachsten Gäste.»

Herausforderungen und Höhepunkte des Treffens

Die imposante Lage des Resorts sei optimal für eine solche Konferenz, sie sei gut zu kontrollieren, da nur zwei Strassen nach oben führten. Hinzu kämen die vielen Zimmer – das Resort umfasst drei Hotels mit 360 Zimmern und Suiten sowie einen Ballsaal für 600 Personen und 15 Konferenzräume. Bei Bedarf könnten auch die beiden Tennishallen in Konferenzräume umgestaltet werden.

Die wirklich grosse Herausforderung für das Hotel und seine Crew sei der Sicherheitsaspekt, sagt Franzen. Aber auch dafür sei der Bund zuständig. «Wir besprechen mit unserem Team, was man machen darf und was nicht», führt Franzen aus. Denn auch wenn die Gäste ranghoch und Begegnungen mit ihnen für die Hotelmitarbeitenden vielleicht nicht alltäglich seien: Eigene Fotos schiessen liege beispielsweise nicht drin, sagt Franzen.

Er selbst freut sich vor allem auf die Begegnung mit Bundespräsidentin Viola Amherd. Das letzte Mal habe er sie im Mai 2014 in einem Hotel in Doha getroffen, wo er Hoteldirektor war. Dass er sie nun auf dem Bürgenstock erneut als Managing Director begrüssen dürfe, sei schon besonders. Eine Begegnung ganz unter Wallisern.

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