Churer Bischof Bonnemain kämpft um Kirchenmitglieder
Der Churer Bischof greift zum Telefon, um Mitglieder zu halten.
Der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain hat sich am Dienstag persönlich gegen die zunehmende Zahl an Kirchenaustritten eingesetzt. Im Rahmen einer Telefonkampagne griff er zum Telefonhörer und ging auf Fragen, Anliegen und Sorgen der Anruferinnen und Anrufer ein.
Der Telefontag sei zu einem Zeitpunkt lanciert worden, an dem besonders viele Personen mit dem Gedanken spielten, aus der Kirche auszutreten. Dies schreibt die katholische Kirche des Kantons Zürich in einer Medienmitteilung.
Kritik bringt uns vorwärts
Die Kirche kämpft um jedes Mitglied – und zwar ganz persönlich. So nahm Bischof Joseph Maria Bonnemain zwischen 12 und 19 Uhr gemeinsam mit Synodalratspräsident Raphael Meyer und Vizepräsidentin Vera Newec, Generalvikar Luis Varandas und der Leiterin der Spitalseelsorge, Sabine Zgraggen, Anrufe von Katholikinnen und Katholiken entgegen. Der Draht lief heiss.
Mit der Aktion wolle die Kirche erreichen, dass alle Anliegen, Bedenken und Unsicherheiten offen zur Sprache gebracht werden können. Dies sagte Bischof Bonnemain gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er war sich bewusst, dass er am Telefon auch Ablehnung oder Kritik erfährt. «Wenn sie begründet ist, bringt uns Kritik vorwärts», sagte der 76-Jährige.
Reformstau und Glaubwürdigkeitskrise
Die Telefonaktion steht im Zusammenhang mit einer Umfrage zur Reputation der katholischen Kirche, die das Meinungsforschungsinstitut Sotomo im Auftrag der Kirche durchführt. Die Ergebnisse werden Anfang 2025 publiziert. Erste Ergebnisse zeigten, dass 18 Prozent der Katholiken schon einmal an einen Kirchenaustritt gedacht haben.
Die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche leide unter der Last von Vertuschung und Verbrechen vergangener Jahre und einem Reformstau bezüglich der Gleichstellung der Frauen, heisst es. Im vergangenen Jahr verzeichnete sie nach der Veröffentlichung einer Studie über Missbräuche eine rekordhohe Austrittszahl. Bischof Bonnemain geht davon aus, dass diese Zahl 2024 nicht mehr so hoch sein wird. Er hoffe, es werde erkannt, dass die Kirche glaubwürdig versuche, die Missbräuche aufzuarbeiten.