Coop, Lidl & Co. profitieren vom Reformhaus-Sterben
Bioläden wie das Reformhaus Müller müssen Konkurs anmelden. Grosse Profiteure des Reformhaus-Sterbens sind Detailriesen wie Coop, Aldi und Lidl.
Das Wichtigste in Kürze
- Reformhäuser und Bio-Läden haben in der Schweiz aktuell einen schweren Stand.
- Einem Experten zufolge bleibt die Nachfrage nach Bio-Produkten nach wie vor hoch.
- Allerdings kaufen immer mehr Schweizer in preisgünstigeren Läden ein.
Per gestern hat das Reformhaus Müller Konkurs angemeldet. Heute trifft es schon die Nächsten: Auch der «Biolade Bade» am Bahnhof in Baden AG muss seine Türen schliessen. Und das, obwohl Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gesundes Essen aktuell sehr hoch im Trend sind.
Ist Bio etwa auf dem absteigenden Ast? Nein, im Gegenteil, meint Wirtschaftspsychologe Christian Fichter. «Bio ist nach wie vor gefragt, sogar die Grossverteiler bieten immer mehr Bio an.»
«Bio-Siegeszug» ist Tod von Reformhäusern
Laut Fichter liegt aber genau da das Problem für die Reformhäuser: Weil preisgünstige Bio-Produkte in fast jedem Supermarkt erhältlich sind, leiden reine Bio-Läden. «Den Umweg zum ‹Bio-Lädeli› nehmen die wenigsten in Kauf, wenn es vergleichbare Produkte im Grossverteiler um die Ecke gibt.»
Ist das Reformhaus Müller also erst der Anfang? «Ja, leider», sagt Fichter. Er glaubt, dass wohl noch mehr solche Läden ihre Türen schliessen müssen.
Der «Bio-Siegeszug» sei also quasi der Tod des Reformhauses. Die Detailhändler Coop, Lidl und Aldi bestätigen denn auch auf Anfrage von Nau.ch, dass bei ihnen die Nachfrage an Bio-Produkten steigt.
«Wir verzeichnen nach wie vor steigende Verkaufszahlen bei Bio-Produkten», schreibt die Medienstelle Aldi Suisse. In Zukunft soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden, heisst es.
Bio-Angebot soll ausgeweitet werden
Ähnlich tönt es bei Lidl Schweiz: Obwohl es bemerkbar sei, dass Herr und Frau Schweizer mehr aufs Geld achten, sei Qualität noch immer wichtig. Die Bio-Produkte seien deswegen in letzter Zeit stärker gefragt.
Grund dafür sieht Lidl darin, dass sie «auf teures Marketing und aufgeblähte Verwaltungsapparate verzichten». Man sei in der Lage, auch Bio-Produkte zu einem günstigen Preis anzubieten. In den letzten fünf Jahren hat der Detailriese den Umsatz in diesem Bereich «mehr als verdreifacht». Ausserdem wolle man weiterhin das Angebot vergrössern.
Auch Coop will das Bio-Angebot noch ausbauen. Die Nachfrage sei im Jahr 2022 «stabil» gewesen, schreibt man auf Anfrage.
Anders sieht es bei Migros aus: «Wir nehmen tatsächlich wahr, dass Kundinnen und Kunden ihr Kaufverhalten ändern», heisst es. Statt zu Premiumprodukten und Bio-Fleisch würde vermehrt auf günstigere Aktionen zurückgegriffen. «Wir spüren, dass das Portemonnaie nicht mehr so locker sitzt.»