Coronavirus auf Vormarsch – Grippe-Saison hat «noch kaum begonnen»
Derzeit leiden hierzulande viele unter Krankheitssymptomen. Meistens steckt wohl das Coronavirus dahinter, denn die Grippesaison hat noch kaum begonnen.
Das Wichtigste in Kürze
- In der kalten Jahreszeit kommt es zu mehr Krankheitsfällen.
- Anhand der Symptome lassen sich Influenza und Corona nicht eindeutig unterscheiden.
- Wer aktuell krank ist, leidet jedoch am wahrscheinlichsten an Corona, so eine Expertin.
Egal ob im Bus oder im Büro – derzeit hört man es wieder von allen Seiten husten und niesen. «Wir steuern auf eine der höchsten Covid-Wellen jemals zu», warnte Mikrobiologe Ulrich Elling gerade erst auf X (ehemals Twitter).
Und der Schweizer Molekularbiologe Dominik Steiger verweist auf «einen surreal anmutenden Anstieg» an Inzidenzen in Kläranlagen. So habe sich die Zahl der Covid-Infektionen im Einzugsgebiet der Zürcher Abwasserreinigungsanlage Werdhölzli von Ende Oktober bis Anfang November verdoppelt.
Seit dem 14. November wurden in der Schweiz laut BAG-Dashboard 3051 Personen positiv auf Corona getestet (Stand 21. November). In der Woche zuvor waren es 2573 Fälle gewesen.
Das Coronavirus ist also alles andere als von der Bildfläche verschwunden. Doch woran kann man jetzt, wo es keine Testpflicht mehr gibt, erkennen, ob man sich mit dem Coronavirus infiziert hat?
Virologin Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf erklärt gegenüber Nau.ch: «Zunächst einmal kann man sagen, dass die Grippesaison, also die echte Influenza, aktuell noch kaum begonnen hat.» Bisher habe es diesbezüglich nur vereinzelte Nachweise gegeben.
Heisst: «Die vielen Infektionen, die man im Moment sieht, sind also nicht durch die Influenza zu erklären.»
Dafür haben wir im Moment eine hohe Aktivität mit SARS-CoV-2, sagt Eckerle. «Wer also im Moment Krankheitssymptome hat, ist am wahrscheinlichsten mit SARS-CoV-2 infiziert, gefolgt von den Rhinoviren.»
Coronavirus häufiger von Geschmacksverlust begleitet
Allein anhand der Symptome lasse sich jedoch nicht eindeutig unterscheiden, mit welchem Virus man sich infiziert hat. «Influenza und Corona können tendenziell zwar schwerere Verläufe auslösen als die typischen Erkältungsviren, vor allem bei Risikopersonen», so Eckerle. «Aber sie können sich in einer ganzen Bandbreite an Symptomen äussern.»
So sei für die Grippe ein schneller Beginn der Symptome innerhalb von Stunden typisch. Zu diesen zählen Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Schwäche, in der Regel ohne Erkältungssymptome. «Das kann aber auch bei SARS-CoV-2 auftreten», erklärt die Virologin.
Beim Coronavirus sei hingegen der Geschmacks- und Geruchsverlust häufiger als bei anderen Viren. Aber: «Auf individueller Ebene reicht das nicht aus, um allein basierend auf Symptomen eine Diagnose zu stellen.»
Schnelltests seien hingegen «prinzipiell immer noch in der Lage, SARS-CoV-2 zu erkennen», sagt Eckerle. Das zeigt auch eine Studie der Universität Genf. «Man kann sich also bei Symptomen weiterhin damit testen, am besten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.»
Am zuverlässigsten seien weiterhin PCR-Tests – die Kosten werden aber nicht mehr übernommen. Eckerle mahnt jedoch: «Selbst, wenn man nicht mit SARS-CoV-2 infiziert ist und Erkältungssymptome hat, ist es gut, sich zu Hause auszukurieren. Oder zum Schutz seiner Mitmenschen eine Maske zu tragen, wenn dies nicht möglich ist.»