Coronavirus: Darum wird in Zürich gegen die Massnahmen demonstriert
Warum demonstriert man gegen das Coronavirus und die daraus erfolgten Massnahmen? Ein Verschwörungsexperte erklärt die Beweggründe der Corona-Rebellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 29. August wird in Zürich erneut gegen Corona-Massnahmen demonstriert.
- Ein Verschwörungsexperte erklärt, warum man den Corona-Gegnern zuhören soll.
- Das Totschweigen der Corona-Rebellen bringe mehr Schaden als Nutzen.
Am nächsten Wochenende wird in Zürich demonstriert. Nein, nicht «Black Lives Matter», nicht der «Marsch fürs Läbe», sondern die Corona-Rebellen rufen zum Aufstand auf. Unter anderem soll gegen die Maskenpflicht, den «Impfzwang» und das Notrecht im Zusammenhang mit dem Coronavirus demonstriert werden.
— Antifa Zürich (@AntifaZH161) August 11, 2020
Doch warum gehen Menschen teilweise gegen diese Massnahmen auf die Strasse? Wie der Kommunikations- und Verschwörungstheorieexperte Marko Kovic erklärt, fragen sich Verschwörungstheoretiker und Corona-Rebellen hauptsächlich, «wo das Ganze hinführt». Die Unsicherheit in der Bevölkerung rund um das Coronavirus sei gross.
Coronavirus beflügelt Verschwörungstheorien
Die Auffassung, dass die Verschwörer mehrheitlich rechte Zeitgenossen seien, sei falsch. «Es ist grundsätzlich wichtig, dass wir uns aktiv und laut gegen Faschismus engagieren. Aber die Corona-Protestierenden sind nicht automatisch alle Faschisten oder rechtsextrem.»
Die genauen Gründe für Demonstrationen dieser Art bleiben Aussenstehenden meist ein Rätsel. Kovic vermutet: «Diese Leute gehen auf die Strasse, um ihrem Unbehagen Luft zu machen. Sie suchen psychologisch gesehen Antworten auf ihre Fragen.»
«Die Impf-Skepsis beispielsweise ist schon alt, im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist diese latente Angst aber explodiert. Neu sind die Anhänger dieser Bewegung nicht, sie werden einfach lauter.» Dieser Aufschwung kann und sollte auch Grund zur Sorge sein.
Obwohl das Gedankengut der Demonstrierenden bedenklich sei, dürfe man Demonstrationen dieser Art nicht unterbinden. «Solange es im legalen Bereich bleibt, dürfen Leute jeden Quatsch glauben. Wenn man solche Demos verbietet, kann es schnell zu einer Art Märtyrertum kommen.»
Auf Falschinformationen rund um Coronavirus aufmerksam machen
Kovic weiss, mit dem harten Kern einer solchen Bewegung zu diskutieren, ist beinahe unmöglich. Doch darum gehe es eigentlich gar nicht. «Es geht, insbesondere bei öffentlichen Diskussionen, darum, Beisteher und Mitläufer dazu anzuregen, kritischer zu denken.»
Und auch wenn es nahe liege: «Solche Bewegungen totzuschweigen bringt wenig bis gar nichts. Das sieht man momentan sehr gut.» Denn so absurd wie manche Theorien auch klingen mögen, für manche sei dies ein fundamentaler Teil ihrer Existenz.
Der Glaube an Verschwörungstheorien könne schwerwiegende Folgen haben: Man impfe seine Kinder nicht, gehe nicht wählen und kapsle sich sozial immer stärker ab.
Durch Grabendenken entstehen negative Emotionen
Bereitschaft zum Dialog fehle in der Bewegung weitgehend. Vor allem mit den Medien möchte kaum einer sprechen. «Es ist schon beinahe ironisch, dass sich Verschwörungstheoretiker darüber empören, von den Medien nicht angehört zu werden. Aber gleichzeitig weigern sie sich, mit Medien zu sprechen.»
Kovic erklärt die paradoxe Sichtweise: «Die Corona-Verschwörer sehen die klassischen Medien als einen gefährlichen Teil der Verschwörung. Sie alle würden unter einer Decke stecken, sind der absolute Feind der Meinungsfreiheit.»
Dieses «Wir gegen euch»-Denken sei alles andere als unbedenklich und müsse unbedingt eliminiert werden. «Dieses Grabendenken ist sehr gefährlich, hier entstehen negative Emotionen und Bereitschaft zu Gewalt.»