Coronavirus: Das weiss man über Kawasaki-Syndrom bei Kindern
Das Wichtigste in Kürze
- Europäische Länder verzeichnen vermehrte Fälle des Kawasaki-Syndroms.
- Das Kawasaki-Syndrom ist eine Entzündung der Gefässe, welche bei Kindern auftritt.
- Möglicherweise spielt das Coronavirus eine Rolle als Auslöser des Kawasaki-Syndroms.
In mehreren europäischen Ländern, darunter in der Schweiz, sind bei Kindern ungewöhnlich schwere Erkrankungen festgestellt worden. Ärzte vermelden ein gehäuftes Aufkommen des sonst sehr seltenen Kawasaki-Syndroms. Bei einigen der jungen Patienten war eine Infektion mit dem Coronavirus vorausgegangen.
Fälle in ganz Europa
In Deutschland wurden nach Angaben von Reinhard Berner vom Uniklinikum Dresden mindestens zwei Fälle gemeldet. Es sei aber noch unklar, ob es einen Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gibt, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
«Denkbar ist es durchaus», fügte er hinzu. Die Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 kann die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen.
In der Universitätsklinik Genf wurden seit Beginn der Corona-Epidemie drei Kinder mit solch schweren Entzündungen behandelt. Auch aus Italien und Spanien wurden Fälle gemeldet. In Grossbritannien hat der nationale Gesundheitsdienst (NHS) Krankenhäuser auf etwa zwei Dutzend schwer kranke Kinder aufmerksam gemacht. Viele, aber nicht alle seien positiv auf das neue Virus Sars-CoV-2 getestet worden.
Kawasaki-Syndrom: Seltene Krankheit unbekannten Ursprungs
Beim Kawasaki-Syndrom handelt es sich um eine Entzündung der Gefässe, die bei Kindern auftritt. Fieber, gerötete Augen, Schwellungen an Händen und Füssen und ein roter, fleckiger Ausschlag gehören zu den Symptomen.
Üblicherweise kann die Krankheit mit Immunglobulin und hochdosiertem Aspirin gut behandelt werden. In den meisten Fällen bleiben keine Folgeschäden. Sind jedoch die Blutgefässe des Herzen von der Gefässinfektion mitbetroffen, können in seltenen Fällen oder bei Vorerkrankungen schwere Komplikationen entstehen: An den Herz-Arterien können sich Aneurysmen oder Verengungen bilden.
Die Ursachen des Kawasaki-Syndroms sind auch fünfzig Jahre nach der Erstbeschreibung der Krankheit weiter unklar. In Japan taucht die Erkrankung rund zwanzigmal häufiger auf als in Europa. Dort wurde sie mit toxischen Pilzsporen der Candida-Gattung in Verbindung gebracht. In Europa erkranken nur rund neun von 100'000 Kindern pro Jahr am Kawasaki-Syndrom, am häufigsten im Winter und Frühjahr.
Zusammenhang zwischen Coronavirus und Kawasaki-Syndrom?
Derzeit liegen viele Wirkmechanismen des Coronavirus im Ungewissen. Die durch das Coronavirus erzeugte Krankheit Covid-19 manifestiert sich hauptsächlich in der Lunge. Immer wieder gibt es Berichte, dass das Virus auch andere Organe angreift und schädigt, darunter Nieren und Herzmuskulatur.
«Es ist denkbar, dass Covid-19 einer von verschiedenen infektiösen Auslösern ist, die es braucht, damit diese Krankheit überhaupt manifest wird», sagte Kinderarzt Christoph Aebi gegenüber SRF. Ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen dem gehäuften Auftreten des Kawasaki-Syndroms und dem Coronavirus gibt, ist jedoch noch unklar.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich bereits mit dem Thema befasst, wie die Covid-19-Beauftragte Maria van Kerkhove am Mittwochabend sagte. «Wir wissen, dass Kinder in der Regel weniger schwere Krankheitsverläufe haben. Einige entwickeln schwere Krankheiten, und einige sind auch gestorben», sagte sie. «Wir haben unser globales Ärztenetzwerk aufgerufen, wachsam zu sein.»
WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan fügte hinzu: «Dies zeigt, dass das Virus nicht nur die Lunge, sondern auch anderes Gewebe angreift.» Allerdings beruhigte Ryan besorgte Eltern: «Der allergrösste Teil der Kinder, die sich mit dem Virus anstecken, haben eine milde Infektion und erholen sich komplett.»