Coronavirus: Genesene bestehen auf zwei Impfungen

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

Bern,

Auch für vom Coronavirus genesene Personen macht eine Impfung Sinn. Die Impfkommission rät hier zu einer einmaligen Impfung. Trotzdem impfen sich viele zweimal.

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Eine Person wird gegen das Coronavirus geimpft. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine zweite Impfdosis gegen das Coronavirus sorgt für eine langanhaltende Immunantwort.
  • Bei Corona-Genesenen hat eine einmalige Impfung denselben Effekt.
  • Gemäss den Schweizer Hausärzten ist die Impfbereitschaft von Genesenen «sehr hoch».

Reisen, Feste, Veranstaltungen oder einfach nur ein gewöhnliches «Zmittag» im Restaurant, bald scheint ein «normaler» Sommer möglich zu werden.

Zu verdanken ist dies auch, oder gar insbesondere, dem Fortschreiten der Impfkampagne. Mit dem zweimaligen Pieks in den Oberarm blühen so manche Hoffnungen auf Normalität trotz Coronavirus auf.

Coronavirus
Die WHO wollte sich nicht dazu äussern, ob es eine vierte Impfdosis gegen das Coronavirus benötigen wird. - dpa

Doch damit bei einer Person eine Impfung tatsächlich seine vollständige Wirkung entfaltet, braucht es den zweiten Pieks.

Ausser bei Corona-Genesenen: Seit Mitte April empfiehlt die Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF hier nur noch eine Impfung. Man wisse inzwischen, dass Corona-Erkrankte nach einer Spritze ähnlich gut geschützt seien wie zweimal Geimpfte ohne vorherige Infektion.

Impfbereitschaft bei Corona-Genesenen gross

Gemäss dem Verband der Haus- und Kinderärzte ist die Impfbereitschaft von Corona-Genesenen «sehr hoch». «Die meisten möchten diese Erkrankung nicht noch einmal durchmachen und nehmen das Angebot gerne an», sagt Präsident Philippe Luchsinger.

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Philippe Luchsinger, Vorstandsmitglied beim Berufsverband der Haus- und Kinderärztinnen Schweiz. - Nau.ch

Genesene seien häufig noch in Kontakt mit ihren Hausärzten. Sie würden deshalb informiert, dass Impfungen nach sechs Monaten, respektive vorher bei Hochrisikopatienten, empfohlen werden. Zudem würden viele von sich aus auf die Hausärzte zukommen und fragen, ob jetzt eine Impfung bei ihnen sinnvoll sei.

Die Kantone haben auf die Strategie des Bundes ihre Impfkampagne angepasst. In Zürich beispielsweise sollen Corona-Genesene zum ersten Impftermin die Laborbestätigung oder ein ärztliches Attest als Bestätigung mitbringen. Gegebenenfalls werde dann die Zweitimpfung nicht durchgeführt.

Auch im Kanton Bern wird das weitere Vorgehen bei der Erstimpfung besprochen und der zweite Termin allenfalls storniert.

«Die meisten wollen zwei Impfungen»

Anders in Basel-Stadt. Hier können Corona-Genesene bereits bei der Buchung des Impftermins angeben, ob und wann sie bereits an Covid-19 erkrankt waren. Dies erklärt Anne Tschudin vom Gesundheitsdepartement des Kantons auf Anfrage.

Beim Impftermin müsse dies bestätigt werden können. Ein Resultat eines Selbsttests gelte dabei nicht als Beleg.

Coroanvirus
Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2. - National Institutes of Health/AFP/Archiv

«Zurzeit ist noch unklar, ob nur eine Impfdosis bei bereits erkrankten Personen international anerkannt wird», so Tschudin. Falls vom Coronavirus Genesene daher zwei Impfungen erhalten möchten, könnten sie dies melden und erhielten einen zweiten Impftermin.

Bisher haben sich gemäss Tschudin knapp hundert Corona-Genesene angemeldet. «Die meisten von ihnen wollen zwei Impfungen.»

Für vom Coronavirus Genesene ist Impfung sinnvoll

Dass eine Impfung von Corona-Gensenen sinnvoll ist, betont auch die deutsche Virologin Sandra Ciesek. Hier sorge ein einmaliger Pieks für einen möglichst umfassenden und lang anhaltenden Immunschutz vor dem Coronavirus. Daten würden zudem belegen, dass die zusätzliche Impfung bei Genesenen auch gegen die britische und südafrikanische Variante wirksam sei.

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Die deutsche Virologin Sandra Ciesek erklärt, weshalb eine zweite Impfdosis enorm wichtig sei. (Archivbild) - dpa

Im NDR-Podcast «Coronavirus-Update» erklärt Ciesek aber, dass anders als bei Nicht-Erkrankten eine zweite Impfung keinen zusätzlichen Vorteil bringe.

Bei nicht an Corona Erkrankten verschaffe die erste Dosis dem Immunsystem den ersten Kontakt mit dem Erreger. Der Körper produziere dann Antikörper und ein erster Immunschutz werde aufgebaut. Die zweite Impfdosis erreiche dann das immunologische Gedächtnis des Körpers.

«Das heisst: Die Antikörper-Antwort wird noch mal deutlich stärker – zehnfach bis zwanzigfach stärker. Und man hat eine längere Wirkung», so die Virologin.

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Personen registrieren sich in Basel für die Impfung. - Keystone

Bei Corona-Genesenen sei dieser erste Kontakt mit dem Erreger bereits geschehen. Darum könne die Impfreaktion bei Corona-Genesenen bereits bei der ersten Dosis stärker ausfallen.

Würden Sie sich trotz einer Corona-Genesung impfen lassen?

«Das Immunsystem ist lernfähig. Und bei den Genesenen hatte der Körper ja schon einmal Kontakt mit dem Erreger.»

Unklar bleibt laut Ciesek aber, wie lange der hochwirksame Immunschutz anhalte. Da werde man auf andere Länder wie Impfvorreiter Israel schauen müssen.

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