Coronavirus: Mutter (37) über den Schulalltag zu Hause
Eltern sind in Zeiten des Coronavirus besonders gefordert – sie fungieren als eine Art «Ersatzlehrer». Eine Mutter zweier Kinder (4 und 8) erzählt.
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende Kinder und Jugendliche gehen momentan nicht zur Schule.
- Stattdessen wird zuhause «gebüffelt».
- Eine Mutter erzählt, wie sie das Homeschooling erlebt.
Am Montag ging es vielen Eltern im Land wie Claudine Fleury (37) aus Urtenen-Schönbühl BE. Die Mutter eines vierjährigen Bubs und eines achtjährigen Mädchens war angewiesen, ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken. Stattdessen sollten sie wie tausende andere Kinder zu Hause bleiben, detaillierte Infos der Schulen zu Aktivitäten fehlten aber noch.
«Der erste Tag war anstrengend. Meine Kinder lechzten regelrecht danach, beschäftigt zu werden und ‹Hirnfutter› zu bekommen», so Fleury. Die heute in Teilzeit arbeitende Radiojournalistin bastelte dann eigenständig einen Stundenplan.
«Meine Kinder konnten dabei die Fächer selber bestimmen. So finden sich nun die folgenden ‹Lektionen› auf unserem Plan: Deutsch, Rechnen, Basteln, Französisch, Kochen/Backen und Anton.» Letzteres ist eine Lernapp, mit der etliche Schulen arbeiten und sozusagen als Belohnungs-Lektion dient.
Selbstverantwortung der Eltern
Seit Dienstag gäbe es nun schrittweise mehr Lerninhalte auf der Homepage der Schule. Punkto Vorgaben für den Zyklus 1 (Kindergarten bis und mit 2. Klasse) gibt die Schule Folgendes an: «Die Kinder sollen ungefähr zwei Stunden pro Tag an einem Thema arbeiten.»
Gleichzeitig wurde Fleury via E-Mail mitgeteilt, dass seitens Schule keine Aufgaben erteilt werden. Es werde auch nicht überprüft, ob die zur Verfügung gestellten Aufgaben gemacht werden oder nicht. «Es liegt in der Selbstverantwortung der Eltern, ob sie mit ihren Kindern etwas Schulisches machen oder nicht», so die Mutter.
Gemäss Fleury mache die Schule ihrer Kinder einen guten Job. «Nur am Montag war noch nichts da, seit Dienstag Morgen können Eltern aber bereits aus dem Vollen schöpfen.»
Intensiv und anstrengend
Nach drei Tagen Homeschooling kann Fleury bereits drei Haupterkenntnisse machen. Erstens: Kinder wollen gefordert und gefördert werden. Zweitens: Eltern sind Vorbilder – wenn sie Spass am Homeschooling haben, haben es die Kinder auch. Drittens: Das ungewohnte Modell ist für Eltern intensiv und anstrengend.
Aufgrund Letzterem geht Fleury in den Pausen und nach Erledigung der fiktiven Lektionen wenn möglich ins Freie. Inlineskating, Velo fahren oder Malen mit Kreide stehen auf dem Programm. Auch hier gelte es, eine Vorbildfunktion einzunehmen. «Oberstes Gebot: niemandem zu nahe kommen - wir bleiben für uns.»
Die 37-Jährige kritisiert hier andere Erziehungsberechtigte: «Auf den Spielplätzen sitzen die Eltern Schulter an Schulter, während ihre Kinder in Gruppen von bis zu 15 zusammen spielen.» Das müsse sich ändern, sonst drohe ein Ausgehverbot. «Und ob Kinder ohne frische Luft und Freiraum zum Austoben noch immer motiviert mitmachen beim Homeschooling, wage ich zu bezweifeln!»