Coronavirus: Silvesterparty in Gstaad wird zum Superspreader-Event
Eine Silvesterparty in einem Luxushotel in Gstaad BE entpuppt sich wegen des Coronavirus als Superspreader-Event. Besucher erheben schwere Vorwürfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens 20 Besucher einer Silvesterparty in Gstaad steckten sich mit Corona an.
- Jetzt erheben sie schwere Vorwürfe - das Zertifikat soll nicht kontrolliert worden sein.
- Hotel und Veranstalter weisen die Verantwortung von sich.
Es hätte ein prickelnder Silvesterabend werden sollen. Jetzt liegen zahlreiche Besucher einer Silvesterparty im Luxushotel Alpina in Gstaad BE mit Corona flach.
M.T.* blätterte 300 Franken für seinen Eintritt hin – plus horrende 20'000 Franken für einen der exklusiven Tische im Saal.
Der Zürcher, der öfters an Nobelpartys verkehrt, erhebt schwere Vorwürfe. «Im Club feierten viel zu viele Leute. Beim Einlass wurde nicht einmal mein Zertifikat kontrolliert. Jetzt sind zwanzig meiner Freunde infiziert.» Trotz 2G+, wonach Besucher nebst Impfung auch einen Test hätten vorweisen müssen.
T. und seine Freunde seien allesamt geboostert und getestet gewesen. «Aber wir wussten von Leuten, die nicht einmal einen Test gemacht hatten.»
Mehrere Quellen berichten: Statt der erlaubten 500 Personen feierten rund 800 in der Hotel-eigenen Halle.
«Leute feierten, als gäbe es kein Coronavirus»
Die Organisatoren seien nach zwei Uhr morgens mit dem Besucheransturm nicht mehr zurechtgekommen. «Da öffneten sie die Türen und liessen einfach alle rein», erinnert sich T. «Die Leute feierten, als gäbe es kein Corona. Niemand trug eine Maske, obwohl 2G+ nicht eingehalten wurde.»
Auch K.M.* erzählt gegenüber Nau.ch von fehlenden Corona-Massnahmen. «Als ich reinkam, staunte ich, wie gross die Party war. Da stand eine grosse Bühne mit Lichtshow. Ein Zertifikat musste ich nicht zeigen.» Der Berner hatte sich erst eine Woche zuvor boostern lassen und war frisch getestet.
Trotzdem: Zwei Tage nach der Party kriegt M. Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen. «Es ging mir richtig schlecht. Mein PCR-Test war schliesslich positiv.» Auch seine Freundin, die mitfeierte, ist positiv.
M. ist sauer. «Es liegt auf der Hand, dass wir uns an der Party angesteckt haben.»
Veranstalter weist Vorwürfe von sich
Beim Nobelhotel Alpina (an Festtagen rund 2000 Franken pro Nacht) will man von einem Superspreader-Event nichts wissen. Die Party wurde von einem externen Veranstalter organisiert, der Hotel-Raum dazu gemietet.
«Unser Hotelpersonal war nicht zuständig. Auch waren wir nicht in die Organisation involviert. Wir haben den Raum unter Auflage der Einhaltung von 2G+ lediglich vermietet», betont Direktor Tim Weiland gegenüber Nau.ch.
Auch beim Veranstalter «Creative Artisans» will keiner für die Ansteckungen verantwortlich sein. Dort heisst es auf Anfrage von Nau.ch platt: «Alle Anschuldigungen sind falsch.» Fragen zum Event will man keine beantworten.
Für Partygänger M. ist das keine Überraschung. «In Gstaad gelten eigene Gesetze. Wer Geld hat, kann sich alles erlauben.»
* Namen der Redaktion bekannt.