Coronavirus: So unterschiedlich handhaben Kantone Impfung

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Basel,

Der Anteil der verabreichten Impfungen gegen das Coronavirus variiert enorm zwischen den Kantonen.

Coronavirus Impfung Schweiz Kantone
Ein Zivilschützer begleitet eine Seniorin zum Impftermin im Impfzentrum auf dem Areal der Messe Luzern. Der Fortschritt der Impfkampagne ist in den Kantonen sehr unterschiedlich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Anteil der gegen Corona geimpften Bevölkerung variiert stark zwischen den Kantonen.
  • In Basel sind bereits 5,54 Prozent der Bevölkerung geimpft – fünfmal mehr als in Bern.
  • Grössere Kantone haben es schwieriger, erklärt die Berner Gesundheitsdirektion.

Es war der Aufreger der Woche: Lange gab es gar keine Zahlen zu den bisher verimpften Mengen des Impfstoffs gegen das Coronavirus. Dann sickerte ein Zahlen-Salat von den Kantonen durch. Vergangenen Freitag löste das BAG mit der Bekanntgabe aller Zahlen aus den Kantonen das Wirrwarr auf.

Doch daran, dass die Kantone völlig unterschiedlich impfen, ändert auch die offizielle Statistik nichts: Auf kantonaler Ebene klafft die Schere teils weit auseinander.

Basel impft fünfmal mehr Bewohner als Bern

Der Fortschritt der Impfkampagne ist von Kanton zu Kanton verschieden. Wie weit die Kampagne gekommen ist, lässt sich anhand des geimpften Bevölkerungsanteils messen.

Coronavirus Impfung Kantone
Der prozentuale Anteil der gegen das Coronavirus Geimpften in den Kantonen und der Schweiz. Dies ist gleichbedeutend mit den verabreichten Impfdosen pro 100 Einwohner. (Stand: 22.1.) - BAG/Nau.ch

Stand Freitagmorgen zeigen sich enorme Unterschiede: In Basel-Stadt (5,54 Prozent) wurde bereits ein fünfmal grösserer Bevölkerungsanteil geimpft als im Thurgau (1,07 Prozent) oder Bern (1,11 Prozent). Schweizweit waren 1,97 Prozent der Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft.

Es fällt auf, dass viele der Bevölkerungsreichen und grossen Kantone tiefe Plätze belegen. Die sechs Spitzenreiter, die bereits mehr als 3,5 Prozent geimpft haben, sind allesamt entweder einwohner- oder flächenmässig klein.

Kanton Bern rechtfertigt niedrige Impfquote

Genau in der Grösse liege das Problem, erklärt Gundekar Giebel, Mediensprecher der Berner Gesundheitsdirektion: Bern ist nach der Einwohnerzahl der zweitgrösste Kanton, der Fläche nach der grösste. «Anders als in anderen Kantonen mit sehr kleinem Kantonsgebiet, konzentriert sich der Kanton Bern auf ein breiteres Gebiet. Täten wir dies nicht, würde die Impfstatistik ziemlich anders aussehen.»

Coronavirus Bern Impfung Impfdose
Die Presser verfolgt, wie Yolanda Liechti als eine der ersten Bernerinnen am 11. Januar geimpft wird. Seitdem wurden lediglich 12'100 Personen oder rund 1 Prozent der Bevölkerung geimpft. - Keystone

Lässt sich die niedrige Impfquote also auf eine komplexere logistische Verteilung zurückführen? Ein Kanton wie Basel-Stadt hat es sicherlich leichter, den Impfstoff im gesamten Kanton zu verteilen.

Kapazitäten in Bern noch nicht ausgeschöpft

Anne Tschudin, Mediensprecherin des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt, erklärt: «Wir haben im Kanton Basel-Stadt bereits sehr früh mit der Planung der Corona-Impfungen begonnen. Von Anfang an haben wir unserer Planung eine Kapazität von 2000 Personen pro Tag zugrunde gelegt.» Diese Planung hat in Basel hervorragend geklappt – bereits am 30. Dezember konnte die Kapazität komplett ausgeschöpft werden.

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Personen aus der Stadt Basel lassen sich am 28. Dezember für die Impfung gegen das Coronavirus registrieren. Am Folgetag wurden in Basel bereits 2000 Impfdosen verabreicht. - Keystone

Bern plant mit einer Kapazität von insgesamt 5000 täglichen Impfungen. Doch bisher ist es beim Plan geblieben. Auch wenn die Zahl der täglichen Impfungen stetig zunimmt: Der Berner Impfrekord vom vergangenen Freitag liegt erst bei rund 2200 Impfungen.

«Fehler liegen in der Natur der Sache»

Die Organisation der Impfung grosser Teile der Bevölkerung sei ein noch nie dagewesenes Grossprojekt. Das bekommen selbst die kleinen Kantone zu spüren.

«Jede Person muss zweimal im Abstand von vier Wochen geimpft werden», erklärt Georg Amstutz, Mediensprecher des Kantons Appenzell Ausserrhoden. «Wir müssen also für jeden Geimpften eine zweite Dose auf Lager haben.» Gleichzeitig herrsche angesichts jüngster Produktionsausfälle bei der Frage, wie schnell Nachschub komme, grosse Unsicherheit.

Coronavirus Schweiz Bern Basel
Neben Impfzentren wird inzwischen auch in Hausarztpraxen geimpft – das macht die Impf-Logistik nicht einfacher. - Keystone

In der jetzigen Phase mache man alles, was getan werden könne, versichert Amstutz, und nimmt die anderen Kantone in Schutz: «Logisch läuft am ersten Tag nicht alles rund. Fehler passieren, das liegt in der Natur der Sache. Jetzt gewissen Kantonen die Schuld in die Schuhe zu schieben, bringt niemandem etwas.»

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