Coronavirus: Wieder wird Genf zum Gradmesser der Schweiz
Die britische Variante des Coronavirus breitet sich in der Schweiz immer wie mehr aus. Erneut scheint Genf bei der Ausbreitung im Voraus zu sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die verschiedenen Corona-Mutationen machen in der Schweiz ein immer höheres Niveau aus.
- Aktuell wird geschätzt, dass die neuen Varianten bis zu 40 Prozent aller Fälle ausmachen.
- In Genf ist der Anteil bereits deutlich höher, weshalb der Kanton als Gradmesser gilt.
Obwohl die Fallzahlen des Coronavirus in der Schweiz seit Wochen rückläufig sind, ist nicht mit vorzeitigen Lockerungen zu rechnen. Zu gross ist die Angst vor einer exponentiellen Ausbreitung einer noch ansteckenderen Virus-Variante.
Der Anteil von Mutations-Fällen nimmt hierzulande nämlich deutlich zu. An einer Medienkonferenz warnte Task-Force-Präsident Martin Ackermann kürzlich, dass die britische Mutation bis Anfang März zur dominierenden Variante werden könnte. Dann würden die Fallzahlen des Coronavirus wieder ansteigen.
Britische Mutation macht in Genf schon 70 Prozent aus
Momentan wird der Anteil von Corona-Mutationsfällen für die Gesamtschweiz auf 30 bis 40 Prozent aller bestätigten Fälle geschätzt. Gemeint sind alle drei neuen Varianten gemeinsam.
Allerdings mache die britische Virus-Variante gemäss dem Berner Epidemiologen Christian Althaus den Grossteil aus. Für den Kanton Genf kommt er auf die höchsten Werte in der Schweiz: «Das Niveau der britischen Mutation hat dort bereits etwa 60 oder 70 Prozent erreicht», sagt Althaus zu SRF.
In Genf ist die in England zuerst nachgewiesene Variante schon jetzt die dominierende. In der Grenzstadt wird man also als Erstes sehen können, was die Mutation für die Infektionskurve bedeutet.
Coronavirus: Genf als Gradmesser für die Schweiz
Ähnlich wie zu Beginn der Pandemie sind die Fallzahlen in der Romandie derzeit höher als in der Deutschschweiz. Die Kantone Jura, Wallis und Genf meldeten in den letzten 14 Tagen die meisten Neuansteckungen gemessen an der Bevölkerungsgrösse.
Althaus geht sogar davon aus, dass der Kanton Genf der übrigen Schweiz «wahrscheinlich etwa ein bis zwei Wochen voraus ist». Deshalb werden die kommenden Corona-Fallzahlen in Genf für den Rest des Landes entscheidend sein.
Bleiben die Infektionszahlen in den nächsten Wochen in Genf stabil oder sinken, dürften die aktuellen Massnahmen genügen. Vielleicht wären in absehbarer Zeit sogar erste Lockerungen möglich, ohne dass sich das Coronavirus weiter ausbreitet. Steigen die Genfer Fallzahlen aber an, wäre das ein Zeichen dafür, dass es wegen der Variante noch strengere Massnahmen braucht.
Die gesamte Schweiz dürfte in nächster Zeit ihre Augen also gespannt auf den Westschweizer Kanton richten. Schliesslich hängt bei möglichen Lockerungen der Massnahmen viel von der Ausbreitung der noch ansteckenderen Corona-Mutationen ab.
Zudem fungierte Genf bereits im letzten Sommer sozusagen als Corona-Orakel. Genf war den anderen Kantonen punkto Massnahmen-Verschärfung stets einen Schritt voraus. Am 28. Juli machte Genf den Anfang mit der Einführung der Maskenpflicht in den Läden.
Auch erklärte der Kanton im November als erster den Ausnahmezustand und schloss Läden und Gastronomie.