Darum sind ältere Menschen anfälliger für Verschwörungstheorien

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

In der Schweiz sind Verschwörungstheorien weit verbreitet – gerade im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Interessant: Anfällig sind besonders ältere Menschen.

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Gerade ältere Menschen sind für Verschwörungstheorien anfällig. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Verschwörer in der Schweiz radikalisieren sich zunehmend.
  • Auffallend ist, dass sich unter den Skeptikern nur wenige junge Menschen befinden.
  • Ein Grund dafür ist die mangelnde Medienkompetenz älterer Generationen, so ein Experte.

«Der Bundesrat hat mehr Leid verursacht als verhindert» oder «Pandemie der Lügen»: Solche Ansagen sind auf den Transparenten der Corona-Skeptiker zu lesen. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr demonstrieren sie gegen die Massnahmen, die im Kampf gegen das Coronavirus ergriffen werden.

Einige von ihnen wehren sich nur gegen die Massnahmen der Regierung – andere sind überzeugt: Das Coronavirus ist erfunden.

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Ein Corona-Skeptiker demonstriert auf dem Bundesplatz in Bern gegen die Corona-Massnahmen des Bundesrats. - Keystone

Ein Blick in die Menge zeigt: Unter den Protestlern finden sich ganz unterschiedliche Menschen. Auffällig ist aber, dass nur wenige junge Leute darunter sind. Besteht da vielleicht ein Zusammenhang mit der Medienkompetenz? Junge Menschen sind mit der Digitalisierung gross geworden – ältere Generationen nicht.

Dies beobachtet auch Sozialwissenschaftler Marko Kovic. «Es gibt tatsächlich Studien, die zeigen, dass alte Menschen anfälliger sind für Verschwörungstheorien, weil sie weniger vertraut sind mit den sozialen Medien.»

Experte fordert Medienkompetenz-Unterricht

Kovic pocht deshalb auf Medienkompetenz-Unterricht in der Schule – sozusagen zur Prävention. «Es ist wichtig, dass Kinder lernen, gute Quellen von schlechten zu unterscheiden.»

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Der Sozialwissenschaftler und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic. - zVg

Hat sich jemand bereits von Verschwörungstheorien beeinflussen lassen, ist es wichtig, den Dialog zu suchen. Dann gilt: «Sehr viel Empathie zeigen! Man soll dem Gegenüber nicht vermitteln, dass man es für blöd hält.» Stattdessen müsse man deutlich machen, dass man auch nur ein normaler Mensch sei, der die Wahrheit wissen will.

Auch wichtig sei es, öffentlich über Verschwörungen und Corona-Skepsis zu sprechen. Das Ganze einfach totzuschweigen, mache es «nur noch gefährlicher».

Die meisten Anhänger in Deutschland

Die Skepsis an den Corona-Massnahmen treibt wöchentlich Menschen auf die Strassen. Das Bundesamt für Polizei Fedpol zeigte sich in der Sonntagspresse äusserst besorgt über die zunehmend gereizte Stimmung.

So werden auch Drohungen gegen exponierte Wissenschaftler oder Gesundheitsminister Alain Berset in den Telegram-Chats gestreut.

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Erst auf dem Bundesplatz nun in der Innenstadt: Corona-Skeptiker machen Bern unsicher. - Nau.ch

Die meisten Anhänger haben die Skeptiker mengenmässig in Deutschland, beobachtet Kovic. Das liege einerseits daran, dass es dort auch schlicht viele Menschen gibt. «Andererseits gibt es in der Schweiz wie auch in Deutschland eine historisch starke Verschwörer-Szene mit vielen sogenannten ‹alternativen Medien›.»

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