Darum unterrichtet Zürcherin ihre Kinder zu Hause
Die Töchter von Janine Keller werden zu Hause unterrichtet. Für diesen Entscheid musste sie aber aus ihrem Umfeld zunächst viel Kritik einstecken.
Das Wichtigste in Kürze
- Janine Keller unterrichtet ihr beiden Töchter im Homeschooling selbst.
- Dafür musste die Zürcherin zunächst viel Kritik aus ihrem Umfeld einstecken.
- Homeschooling hat aber in ihren Augen viele Vorteile für ihre Kinder.
Zahlreiche Kinder gehen seit dieser oder letzter Woche wieder in die Schule. Einige von ihnen jedoch werden zu Hause unterrichtet.
So auch die beiden Töchter von Janine Keller. Die Home-Schooling-Expertin lebt im Kanton Zürich und kümmert sich selbst um die Bildung ihrer Kinder. Nau.ch hat sie besucht.
«Lieblingslösung» Homeschooling
«Meiner älteren Tochter ist es im Kindergarten zunehmend schlecht gegangen», erklärt sie ihren Homeschooling-Entscheid. «Sie hat immer mehr an Freude und Lebensfreude verloren. Sie war immer schlecht drauf, hatte Albträume.»
Aus einer Übergangslösung bis zur Einschulung wurde dann eine «Lieblingslösung», wie Keller erklärt. Sie bekräftigt die vielen Vorteile, die das Homeschooling in ihren Augen für Kinder hat.
«Sie können gesund bleiben, sich selbst kennenlernen und so ihre Stärken entfalten», zählt Keller auf. Auch die Flexibilität sei wichtig: Ihre Kinder entscheiden selbst, an welchen Tagen sie wie viel arbeiten – sie müssen lediglich ein Wochenpensum erreichen.
Aus ihrem Umfeld erlebte die zweifache Mutter aber zunächst sehr negative Reaktionen. «Viele haben uns beschimpft, dass wir unsere Kinder misshandeln und sie einsperren würden», erinnert sie sich.
Interessanterweise hätten sich die meisten aber nach ein bis zwei Jahren bei ihr entschuldigt. «Sie sagten, sie hätten jetzt gesehen, wie gut es den Kindern geht und wie sie aufblühen», so Keller.
Auch mit einem anderen Vorurteil zum Homeschooling will sie aufräumen: Ihre Töchter seien keineswegs sozial isoliert. «Im Gegenteil, dadurch, dass wir den Schulstoff in kürzerer Zeit bearbeiten, haben sie viel mehr Freizeit», erklärt Keller.
So können ihre Töchter oft Freunde aus dem Quartier treffen und Vereine besuchen. Zudem sei die Homeschooling-Gemeinschaft sehr gut vernetzt – auch da gebe es viele Kontakte.
Expertin: «Würde stets von Homeschooling abraten»
Experten sehen das aber anders. Tina Hascher, Professorin für Erziehungswissenschaft der Universität Bern, widerspricht: «In der Schule sind die Kinder aus unterschiedlichen Familien, Kulturen, Gegenden. Diese Vielfalt ist ein sehr wertvoller Lernschatz für Kinder, der nicht über Freizeitaktivitäten abgedeckt werden kann.»
Gemäss der Expertin fehle im Homeschooling unterrichteten Kindern ein wichtiger Lern- und Erfahrungsraum. «Kinder brauchen die Möglichkeit, sich auch ausserhalb der Familie entwickeln zu können», erklärt sie.
Hascher stellt zudem in Frage, ob Eltern ausreichend qualifiziert sind, um ihre Kinder selbst zu unterrichten. Wer Homeschooling in Betracht zieht, müsse als Lehrperson ausgebildet sein und sich regelmässig weiterbilden.
Für die Expertin ist daher klar: «Ich würde stets von Homeschooling abraten.»