Dekan plädiert für eine Imam-Ausbildung in der Schweiz
Ein Projekt ermöglicht in Deutschland die Ausbildung zum Imam an einer Universität. Viele Professoren würden einen Studiengang hierzulande unterstützen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland gibt es ein neues Projekt zur Ausbildung von Imamen.
- Schweizer Imame lassen sich noch immer im Ausland schulen.
- Theologie-Professoren würden einen Lehrgang in der Schweiz begrüssen.
In Deutschland ist vor Kurzem ein neues Projekt gestartet, welches die Ausbildung zum Imam innerhalb des Landes ermöglicht. Die Ausbildungsstätte ist an eine Universität angebunden.
Die Ausbildungswege unterscheiden sich je nach Migrationsgeschichte. Bei der Diskussion, ob Imame künftig auch in der Schweiz ausgebildet werden sollen, spalten sich die Meinungen. Erst recht nach den jüngsten Ereignissen: Imame, etwa aus Kriens oder Winterthur, hatten mit Hasspredigen und Hetze für Aufschreie gesorgt.
Imame intern auszubilden, würde in den Augen vieler Menschen allerdings Sinn ergeben. So wäre die Belehrung in geschütztem Rahmen und es bestünde keine Gefahr der Radikalisierung. Derselbe Ansatz wurde bereits einmal auf Bundesebene diskutiert –jedoch abgeschmettert. Politischer Widerstand hatte mitunter dazu geführt.
Reinhold Bernhardt ist Dekan an der theologischen Fakultät Basel und würde den Unterricht in der Schweiz begrüssen: «Ich fände es sehr sinnvoll, wenn Imame hier ausgebildet würden, schon der Sprache wegen. Es wäre wünschenswert, wenn wir noch mal über die Bücher gehen würden.»
Beispielsweise in Freiburg beim Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) wären die Voraussetzungen vorhanden. Es bietet selbst unter anderem Weiterbildungen für Imame und weitere Zielgruppen, sowie seit Herbstsemester 2019 einen Masterstudiengang «Islam und Gesellschaft» an.
Um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewährleisten, müsste die Ausbildung unter staatlicher Aufsicht geschehen. «Gut wäre eine Anbindung an eine Universität. Zudem muss ein wissenschaftlicher Diskurs durch qualifizierte Lehrpersonen gewährleistet sein», so der Dekan.
«Wenn Deutschland diese Ansätze beachtet, sehe ich keine Probleme bei der Umsetzung dieses Projekts».
130 praktizierende Imame schweizweit
Das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft in Freiburg veröffentlichte gerade eine Studie zum Thema «Bildungsangebote für Imame – ein Ländervergleich aus Schweizer Perspektive».
Dort werden die Zahlen zu den hier tätigen Imamen ersichtlich: Vier Landessprachen sind im Beruf besonders stark vertreten. Albanisch, bosnisch, türkisch und arabisch. Gesamthaft arbeiten um die 130 Imame in der Schweiz – Teilzeit, Vollzeit oder ehrenamtlich. Ausgebildet werden sie in diversesten Ländern wie Saudi-Arabien, Bosnien, Deutschland oder in der Türkei.