Der Jahrtausendwechsel versetzte die Welt in Schrecken
Vor 25 Jahren sorgte der Millennium-Bug für Alarm, doch die befürchtete Katastrophe blieb aus.
Vor 25 Jahren bereitete sich die Welt auf eine Katastrophe vor: den Millennium-Bug. Die Vorstellung, dass Computer weltweit um Mitternacht des 31. Dezember 1999 ausfallen könnten, versetzte viele in Alarmbereitschaft. Letztendlich ging jedoch nicht viel schief.
Grund für die Panik war eine scheinbar einfache Programmierentscheidung aus den Anfangstagen der Informationstechnologie in den 1960er- und 1970er-Jahren. Speicherplatz in Computern war damals teuer und begrenzt, weshalb sich viele Programmierer dazu entschieden, Jahreszahlen nur mit den letzten beiden Ziffern zu speichern.
Als die Jahrtausendwende zur Bedrohung wurde
So wurde aus «1970» einfach «70». Diese Effizienzmassnahme schien damals logisch, stellte aber ein Problem dar, als das Jahr 2000 näher rückte. Computerprogramme könnten «00» als 1900 interpretieren, was zu fehlerhaften Berechnungen und Systemabstürzen führen würde. Die Konsequenzen schienen unvorstellbar.
Experten warnten davor, dass kritische Systeme wie Flugkontrollsoftware, Bankensysteme und Kraftwerke von diesem Problem betroffen sein könnten. Befürchtet wurden in der Folge Börsencrashs, Weltwirtschaftskrisen oder Kernschmelzen. Sogar von einem bevorstehenden Bürgerkrieg war die Rede.
Milliardenaufwand zur Verhinderung einer Katastrophe
Um eine Katastrophe zu verhindern, reagierten Regierungen und Unternehmen weltweit mit grossen Anstrengungen. Unternehmen und Regierungen hatten weltweit schätzungsweise rund 500 Milliarden Franken ausgegeben, um die Computeranlagen fit für den Datumswechsel zu machen.
Programme wurden korrigiert, die Software wurde angepasst, Unternehmen wechselten ihre ganze Informatik aus, Verwaltungen ersetzten ihre Systeme, so etwa bei der Einwohnerkontrolle. Und Swisscom hat die Auswechslung einzelner Telefonzentralen empfohlen.
Die Schweiz ernannte im Jahr 1998 einen Jahr-2000-Delegierten, der die Öffentlichkeit sensibilisieren, den Erfahrungsaustausch fördern und Situationsanalysen vornehmen sollte. Zur Erfüllung seiner Aufgaben stand dem dafür gewählten Ulrich Grete, damaliger Generaldirektor der Schweizerischen Bankgesellschaft, ein eigenes Budget von jährlich rund acht Millionen Franken und ein eigener Stab von etwa zehn Personen zur Verfügung.
Grundversorgung gesichert
Zur Sicherung der Grundversorgung in den Bereichen Transport, Telekommunikation, Elektrizität, Gesundheit, Nahrungsmittel und Banken sei eine enorme Arbeit geleistet worden, sagte Grete der Nachrichtenagentur SDA kurz vor dem Jahreswechsel. Katastrophen schloss er aus.
Die Silvesternacht selbst verbrachten zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer bei der Arbeit. Bei der Swisscom-Einsatzzentrale in Zürich-Wiedikon überwachten Spezialistinnen und Spezialisten das Netzwerk. Bei Banken und Spitälern waren Menschen im Einsatz, die UN richtete in Genf ein operatives Zentrum ein, um das Eingreifen bei allfälligen humanitären Problemen rund um die Welt zu gewährleisten.
Millennium-Bug: Keine Schäden
Ein erstes Aufatmen erfolgte, als aus Australien, Neuseeland und dem Pazifikraum, wo das neue Jahr bereits mehrere Stunden früher als in Europa begann, keinerlei Schwierigkeiten gemeldet wurden. Auch in der Schweiz blieb das Chaos aus. Die Computer der Atomkraftwerke haben den Jahreswechsel ohne Pannen bewältigt, ebenso die übrigen Stromproduzenten.
Auch im Lagezentrum Schweiz des Bundes in Bern wurden keine Computerabstürze verzeichnet. Die Schäden, die der Millennium-Bug verursacht hatte, beschränkten sich also im Grossen und Ganzen auf die Kosten der Vorbereitungen.