Die Weltwoche verärgert berufstätige Mütter von links bis rechts

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Zürich,

Obacht, die Weltwoche schlägt Alarm: Weil die «Vollzeithausfrau» aussterbe, würden unsere Kinder krank. Ob sie mit der Wut berufstätiger Mütter gerechnet hat?

Weltwoche Claudine Esseiva
FDP-Nationalratskandidatin Claudine Esseiva ist «sprachlos» ob der Argumentation der Weltwoche. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Weltwoche-Artikel bringt Frauen von links bis rechts in Rage.
  • Dort steht: Berufstätige Mütter haben keine Schuld an psychisch kranken Kindern.

Wer die Weltwoche liest, ist auf extreme Positionen gefasst. In der aktuellen Ausgabe gelang dem Blatt von SVP-Nationalrat Roger Köppel dennoch eine böse Überraschung.

Direkt nach dem Frauenstreik erwischt sie berufstätige Mütter auf dem falschen Fuss. Unter dem Titel «Die mutterlose Gesellschaft» fragt die Weltwoche: «Sind abwesende Mütter ein Grund, weshalb sich viele Teenies so schlecht fühlen?»

Weil die «Vollzeithausfrau» aussterbe, würden die Kinder emotional verkümmern. Psychische Probleme seien die Folge.

Die Wut der Mütter

Diese Aussage lassen berufstätige Mütter nicht auf sich sitzen. «Wie schafft man es, rund eine Woche nach dem Frauenstreik sämtliche arbeitstätigen Mütter öffentlich in die Scham-Ecke zu treiben?», fragt eine berufstätige Mutter auf Instagram.

Ihre Frage beantwortet sie gleich selber. «Indem man unterschiedliche Phänomene unserer Zeit in einen Topf wirft, sie mit unvollständigen Studienresultaten würzt, kräftig durchrührt und dann diesen pseudo-wissenschaftlichen Schlunz als Tatsache serviert. Schämt euch, Weltwoche!»

Kritik gegen die Weltwoche

Für ihren Post gab es viel Zuspruch. Auch ausserhalb der sozialen Medien ärgern sich Politikerinnen von links bis rechts.

«Dieser Artikel ist wirklich die Härte. Er macht allen Frauen, die täglich versuchen, den Spagat zwischen Familie und Beruf hinzukriegen, ein enorm schlechtes Gewissen.» Das sagt FDP-Nationalratskandidatin Claudine Esseiva.

Weltwoche Claudine Esseiva
FDP-Nationalratskandidatin Claudine Esseiva ist wütend auf die Weltwoche. - Keystone

Dass die Vereinbarkeit von Kind und Karriere eine Herausforderung ist, sei klar. Dass unsere Leistungsgesellschaft einen grossen psychischen Druck aufbaue, ebenso. Darin pflichtet Esseiva auch Grüne-Nationalratskandidatin Katharina Prelicz-Huber bei.

Wo sind die Rabenväter?

«Die Schuld aber den erwerbstätigen Frauen zu geben, macht mich sprachlos. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich nicht korrekt», so Esseiva.

Katharina Prelicz-Huber Frauenstreik Weltwoche
Katharina Prelicz-Huber ist Nationalrätin für die Grünen und Präsidentin der Gewerkschaft VPOD. - Nau.ch

«Studien zeigen sogar, dass eine gute externe Kinderbetreuung dem Nachwuchs hilft», so Prelicz-Huber. Kita-Kinder seien beim Schuleintritt kognitiv weiter entwickelt und hätten meist eine höhere Sozialkompetenz.

«Aber es war sonnenklar, dass nach dem grossartigen Erfolg des Frauenstreiks solche Reaktionen kommen», sagt Prelicz-Huber. «Spannend ist doch, dass nur über Rabenmütter diskutiert wird. Ich habe noch nie Kritik an Rabenvätern gehört», so Prelicz-Huber.

Weltwoche Frauenstreik Eltern
Um sich optimal entwickeln zu können, brauchen Kinder die Fürsorge beider Elternteile. - Pixabay

«Dabei gibt es auch zahlreiche Studien, die belegen: Kinder brauchen emphatische, liebevolle Unterstützung von konstanten Bezugspersonen. Das können auch Betreuende der Kita sein. Und Kinder brauchen beide Eltern.»

Diese Tatsache wiederum trifft nicht nur auf die Erziehung zu. «Laut meinem Wissen braucht es immer noch Mann und Frau, um Kinder zu zeugen», sagt Esseiva trocken.

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