«Dieselben Gruppen»: Immer wieder illegales Glücksspiel in Bern

Shannon Hughes
Shannon Hughes

Bern,

Illegale Pokerrunden beschäftigen die Kantonspolizei Bern seit langem. Doch auch mit vermehrten Razzien lassen sich die kriminellen Spielbanden nicht aufhalten.

Illegale Glückspiele
In Bern werden illegale Glücksspiele immer beliebter. (Symbolbild) - pexxels

Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern gibt es regelmässig illegale Glücksspielrunden.
  • Die Kantonspolizei führte am 2. Februar eine Razzia durch.
  • Dieselben kriminellen Banden stecken hinter den Zocker-Runden.

In Bern werden immer wieder illegale Glücksspielrunden aufgedeckt, wie «Der Bund» unter der Woche berichtet. Die Kantonspolizei hat es dabei oft mit denselben kriminellen Gruppen zu tun, weiss ein Insider.

Am 2. Februar wurde eine solche Runde abrupt beendet. Polizeibeamte stürmten das Treffen und kontrollierten zwanzig Personen. Eine davon wurde für eine Befragung vorübergehend festgenommen.

Die Beamten konfiszierten mehrere Tausend Franken Bargeld sowie Glücksspielautomaten und Laptops – letztere wurden offenbar für illegale Sportwetten verwendet. Die Polizei spricht von «umfangreichen Ermittlungen», die dieser Razzia vorausgingen. Vieles deute auf regelmässige Treffen an diesem Ort hin.

Verdeckt im Industriegebiet

Dieses verbotene Spiel fand an der Wankdorffeldstrasse statt, wo es von Büro- und Industriegebäuden wimmelt. Vor drei Jahren hatte die Kantonspolizei bereits einmal eine nächtliche Zockerrunde in einem unscheinbaren fünfstöckigen Bürokomplex an derselben Strasse gesprengt.

Damals hatte sich die Gang in einem kleinen Büroraum ohne Anschrift verschanzt, den einer von ihnen gemietet hatte. Auch hier waren mehrere Tausend Franken Bargeld im Spiel.

Haben Sie schon mal in einer Pokerrunde gespielt?

Andere Mieterinnen berichteten, dass abends regelmässig viele Luxusautos auf den Parkplätzen standen und junge Männer das namenlose Büro besuchten. Ein Szeneninsider erklärt, dass abgelegene Industriegebiete wie das beim Bahnhof Wankdorf für illegale Geldspiele besonders beliebt seien. Es ist dort abends ruhig, es gibt genügend Parkplätze und die Mieten sind niedrig.

Razzien: Ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel

Die Kantonspolizei Bern macht auf «Bund»-Anfrage keine Angaben, wie oft in Büroräumen illegal gezockt wird. Oder wie viele Razzien sie durchführt. 2019 berichtete ein Experte der Kapo Bern von rund 30 bis 40 Kontrollen im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel und Sportwetten.

Der Insider meint jedoch, dass Razzien durch die Polizei in der Regel nicht langfristig sind. «Hinter den immer neu auftauchenden Angeboten stecken stets dieselben Gruppen», sagt er weiter. Es gäbe einen Anbieter in Bern, der sich auch nach drei Razzien innerhalb weniger Wochen nicht vom Geschäft abbringen lässt.

Die Treffen würden einfach ein paar Tage später an einem neuen Ort weitergeführt. «Im Raum Bern gibt es mindestens 30 illegale Anbieter, die regelmässig Spielabende durchführen», so der Insider. Diese Aussage lässt sich allerdings nicht überprüfen.

4000 Franken verloren

In illegalen Pokerclubs wird laut Insiders mit sehr hohen Beträgen gespielt. Die Spieler liefern den Betreibern eine Gebühr ab, so zum Beispiel beim Club «Full Ring» in einem Industriequartier in Wallisellen.

Ein Mann berichtet, dass er aufgrund seiner Spielsucht 350'000 Franken Schulden hat. Im «Full Ring» habe er an einem Abend 4000 Franken verloren, sagt er.

Laut dem Berner Insider ist es auch üblich, dass die Betreiber den Spielern Kredite gewähren. Nicht Bargeld, sondern Spielchips werden verwendet. Wenn die Chips verspielt sind, fordern die Gangs den entsprechenden Betrag zurück.

Offene Rechnungen in der Höhe von einer halben Million Franken seien bei solchen Clubs nicht ungewöhnlich. «Ich habe erlebt, wie verschuldete Spieler eingeschüchtert und bedroht wurden», sagt der Kenner der illegalen Pokerszene.

Kommentare

User #2369 (nicht angemeldet)

Was für ein Durcheinander ihr macht in diesem Artikel... Mein Grasdealer und Pablo Escobar sind schon noch zwei verschiedene paar Schuhe... Es gibt ein paar schlimme Orte, wo Glücksspiel angeboten wird. Z.t. auch Poker, aber nur als Lockvogelangebot, da damit kaum Geld verdient wird. Dann gibt's aber viele Lokal, die mangels schlauer Gesetzesgrundlage möglicherweise nicht immer legal sind. Wo aber eben grad keine Kredite vergeben werden, wo man sich kennt und auf den Spielerschutz geachtet wird (etwas, was bei den Casinos nur auf dem Papier geschieht) und wo eben grad keine Automaten gestellt werden. Von diesen Lokalen gibt's neben Fullring an die 30 in der Schweiz, die ein vernünftiges Pokerspiel bieten. Nicht die völlig unausgereiften überteuerten lizenzierten Turniere und auch nicht die langweiligen Spielhöllenfallen in den Hinterzimmern und die Casinos gleichermassen. Das sind eigentlich die einzigen Orte, wo wir hin können, da weder Gesetz noch Pokerverbände eine vernünftige Lösung hinbekommen.

User #6531 (nicht angemeldet)

Man hätte in diesem Artikel ruhig erwähnen dürfen, dass es in Bern und in der Schweiz auch viele bewilligte legale Anbieter von Pokerturnieren gibt, die sich an die gesetzlichen Vorgaben wie Limits, Spielerschutz durch Sozialkonzepte etc. halten. Diese Anbieter leiden extrem unter der illegalen Konkurrenz.

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