«Dieselben Gruppen»: Immer wieder illegales Glücksspiel in Bern
Illegale Pokerrunden beschäftigen die Kantonspolizei Bern seit langem. Doch auch mit vermehrten Razzien lassen sich die kriminellen Spielbanden nicht aufhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- In Bern gibt es regelmässig illegale Glücksspielrunden.
- Die Kantonspolizei führte am 2. Februar eine Razzia durch.
- Dieselben kriminellen Banden stecken hinter den Zocker-Runden.
In Bern werden immer wieder illegale Glücksspielrunden aufgedeckt, wie «Der Bund» unter der Woche berichtet. Die Kantonspolizei hat es dabei oft mit denselben kriminellen Gruppen zu tun, weiss ein Insider.
Am 2. Februar wurde eine solche Runde abrupt beendet. Polizeibeamte stürmten das Treffen und kontrollierten zwanzig Personen. Eine davon wurde für eine Befragung vorübergehend festgenommen.
Die Beamten konfiszierten mehrere Tausend Franken Bargeld sowie Glücksspielautomaten und Laptops – letztere wurden offenbar für illegale Sportwetten verwendet. Die Polizei spricht von «umfangreichen Ermittlungen», die dieser Razzia vorausgingen. Vieles deute auf regelmässige Treffen an diesem Ort hin.
Verdeckt im Industriegebiet
Dieses verbotene Spiel fand an der Wankdorffeldstrasse statt, wo es von Büro- und Industriegebäuden wimmelt. Vor drei Jahren hatte die Kantonspolizei bereits einmal eine nächtliche Zockerrunde in einem unscheinbaren fünfstöckigen Bürokomplex an derselben Strasse gesprengt.
Damals hatte sich die Gang in einem kleinen Büroraum ohne Anschrift verschanzt, den einer von ihnen gemietet hatte. Auch hier waren mehrere Tausend Franken Bargeld im Spiel.
Andere Mieterinnen berichteten, dass abends regelmässig viele Luxusautos auf den Parkplätzen standen und junge Männer das namenlose Büro besuchten. Ein Szeneninsider erklärt, dass abgelegene Industriegebiete wie das beim Bahnhof Wankdorf für illegale Geldspiele besonders beliebt seien. Es ist dort abends ruhig, es gibt genügend Parkplätze und die Mieten sind niedrig.
Razzien: Ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel
Die Kantonspolizei Bern macht auf «Bund»-Anfrage keine Angaben, wie oft in Büroräumen illegal gezockt wird. Oder wie viele Razzien sie durchführt. 2019 berichtete ein Experte der Kapo Bern von rund 30 bis 40 Kontrollen im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel und Sportwetten.
Der Insider meint jedoch, dass Razzien durch die Polizei in der Regel nicht langfristig sind. «Hinter den immer neu auftauchenden Angeboten stecken stets dieselben Gruppen», sagt er weiter. Es gäbe einen Anbieter in Bern, der sich auch nach drei Razzien innerhalb weniger Wochen nicht vom Geschäft abbringen lässt.
Die Treffen würden einfach ein paar Tage später an einem neuen Ort weitergeführt. «Im Raum Bern gibt es mindestens 30 illegale Anbieter, die regelmässig Spielabende durchführen», so der Insider. Diese Aussage lässt sich allerdings nicht überprüfen.
4000 Franken verloren
In illegalen Pokerclubs wird laut Insiders mit sehr hohen Beträgen gespielt. Die Spieler liefern den Betreibern eine Gebühr ab, so zum Beispiel beim Club «Full Ring» in einem Industriequartier in Wallisellen.
Ein Mann berichtet, dass er aufgrund seiner Spielsucht 350'000 Franken Schulden hat. Im «Full Ring» habe er an einem Abend 4000 Franken verloren, sagt er.
Laut dem Berner Insider ist es auch üblich, dass die Betreiber den Spielern Kredite gewähren. Nicht Bargeld, sondern Spielchips werden verwendet. Wenn die Chips verspielt sind, fordern die Gangs den entsprechenden Betrag zurück.
Offene Rechnungen in der Höhe von einer halben Million Franken seien bei solchen Clubs nicht ungewöhnlich. «Ich habe erlebt, wie verschuldete Spieler eingeschüchtert und bedroht wurden», sagt der Kenner der illegalen Pokerszene.