Direktbetroffene mehrheitlich gegen ausgeweitete Zertifikatspflicht
Die Ausweitung der Covid-Zertifikatspflicht stösst auf viel Zuspruch. Skeptisch hingegen ist die Mehrheit der Direktbetroffenen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat die Ausweitung der Zertifikatpflicht vorgeschlagen.
- Diese Massnahme wird von vielen befürwortet.
- Direktbetroffene zeigen sich hingegen skeptisch.
Die vom Bundesrat vorgeschlagene Ausweitung der Zertifikatspflicht auf Restaurants, Kinos und Veranstaltungen stösst auf viel Zuspruch. Die direkt Betroffenen im Gewerbe und im Kulturbereich sind aber grossenteils skeptisch.
Auf politischer Ebene stimmen alle Parteien der Ausweitung der Zertifikatspflicht als Schutz vor einer Überlastung des Gesundheitswesens zu. Die SVP bildet da die Ausnahme. Das Covid-19-Zertifikat habe sich bewährt, lautet der bereits vor Ablauf der Konsultationsfrist veröffentlichte breite Konsens.
Economiesuisse spricht sich für Ausweitung aus
Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) unterstützt den vom Bundesrat vorgeschlagenen Schritt mit grosser Mehrheit. Alle anderen möglichen Massnahmen wären einschneidender und auch «weniger gerecht». Dies, weil Geimpfte unter den Massnahmen zu leiden hätten, hielt die Konferenz fest. Der Kanton Graubünden fordert die Prüfung einer weiter gehenden Ausdehnung.
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse befürwortet die Massnahme genauso wie der Schweizerische Arbeitgeberverband und der Hotelier-Verband Hotelleriesuisse. So lasse sich ein Lockdown abwenden, argumentieren sie.
Auch die Grossveranstalter begrüssen den Vorschlag am Montag. Ihre Interessengemeinschaft Perspektive Live Unterhaltung hält aber fest: Es dürfe keine weiteren Zugangsbeschränkungen wie Kontaktdatenerhebung, Maskenpflicht, Abstands- oder Teilnehmerbeschränkungen geben.
Viele Gewerbe sind gegen die Ausweitung
Der Schweizerische Gewerbeverband lehnt die Ausweitung der Zertifikatspflicht hingegen ab. Dafür fehle die gesetzliche Grundlage, teilt er mit. Als Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit sei die Massnahme verfassungswidrig.
Handfeste Beweise auf einen gesundheitspolitischen Nutzen gebe es nicht. Die Folge seien Ertragsausfälle, Aufwände und Ungleichheiten.
Der Gastgewerbeverband Gastrosuisse gab seinen erbitterten Widerstand bereits vor Ablauf der Konsultationsfrist bekannt. Er zeigte er sich alarmiert. Restaurants und Cafés müssten mit massiven Umsatzeinbussen rechnen.
Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter geht von einem bis zu 40-prozentigen Umsatzrückgang aus. Dies, sollten nur noch Personen mit Zertifikat in seinen Einrichtungen trainieren dürfen. Die Branche habe bereits jetzt stark unter der Covid-19-Pandemie zu leiden, eine weitere Einbusse könnte vielen Unternehmen das Genick brechen.
Die Museen Schweiz halten ebenfalls wenig vom Zertifikat als Eintrittsbedingung. Das Zertifikat sei für grössere Publikumsanlässe geeignet. Für den Alltagsbetrieb verfügten die Museen über bewährte Schutzkonzepte, schreibt der Verband der Museen der Schweiz.