Wer als Rentner auswandert und dann noch ein Kind zeugt oder ein Pflegekind aufnimmt, kassiert 800 Franken Kinderrente. Zu viel, sagt die SVP.
Kinderrente
Schweizer Rentner, die im Ausland leben und noch ein Kind bekommen, erhalten 800 Franken Kinderrente. - Screenshot «Rundschau»

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Rentner, die im Ausland leben und noch ein Kind bekommen, kassieren Kinderrente.
  • So auch in Thailand, wo die Kinderrente dreimal höher ausfällt als ein Durchschnittslohn.
  • Das gehe nicht, sagt die SVP und wehrt sich im Parlament. 800 Franken seien zu viel.
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Warmes Wetter, weisse Sandstrände, billige Lebenshaltungskosten: Damit lockt Thailand nicht nur jährlich Schweizer Touristinnen und Touristen an. Rentner wandern sogar in das Land des Lächelns aus, um dort besser von der Rente leben zu können. Einige bekommen auch noch Kinder und kassieren Kinderrente.

Sollten Rentner im Ausland, die noch Kinder bekommen, 800 Franken Kinderrente erhalten?

Ein Ärgernis für die SVP: Es könne nicht sein, dass Rentner in kaufkraftschwachen Ländern Kinder bekommen oder Pflegekinder aufnehmen würden, um von Kinderrenten zu leben.

Aber lebt es sich tatsächlich gut von einer 800 Franken Kinderrente? Dieser Frage ist die «Rundschau» in Thailand nachgegangen und porträtiert einige Rentner, die spät Vater geworden sind.

Rentner, die beispielsweise in Thailand spät Eltern werden oder ein Pflegekind aufnehmen, erhalten Kinderrente. Diese beträgt etwa 800 Franken. Hier etwa Hans mit seinem Sohn Hausi. - SRF Rundschau

Kinderrente dreimal so hoch wie ein Monatslohn

So auch Hans «Housi» Steinmann, seine Ehefrau O und deren zweijähriger Sohn Housi. Sie leben in Udon im Nordosten Thailands und kassieren für ihren Sohn 811 Franken Kinderrente. Stein des Anstosses: Dies entspricht etwa drei durchschnittlichen Monatslöhnen in Thailand.

Das Geld sei nötig, ohne die Kinderrente käme er finanziell an den Anschlag, beteuert Rentner Steinmann. Ohne Kinderrente könne er es vergessen, seinen Sohn später auf eine gute Schule zu schicken. Zudem seien Kinder auch in Thailand nicht gratis, erklärt er weiter.

Hans Steinmann wurde vor zwei Jahren noch einmal Vater. Die Kinderrente sei nötig, sagt er. - SRF Rundschau

Doch der Beitrag zeigt auch: Steinmann lebt in einem Haus mit stattlichem Grundstück und Pool. Er habe es aber schon vor der Geburt seines Sohnes besessen, erklärt der Rentner. Die Kinderrente fliesse auch zum grössten Teil in Housi, nicht in die Fixkosten.

Missbrauchsfälle werden nicht erfasst

Auf die Frage, ob man seiner Meinung nach missbräuchlich Kinderrente beziehen könne, etwa durch ein erfundenes Pflegekind, meint Steinmann: «Gegen Zahlung von umgerechnet 75 Franken» würde eine Bescheinigung für die Schweizer Behörden vermutlich ausgestellt werden.

Thailand
Thailand lockt nicht nur Touristinnen und Touristen mit malerischen Stränden, warmem Wetter und günstigen Lebenshaltungskosten.
Rentner Thailand
Auch immer mehr Schweizer Rentnerinnen und Rentner zieht es nach Thailand.
Kinderrente
Einige erleben dort ein spätes Elternglück oder nehmen ein Pflegekind auf. Dafür erhalten sie etwa 800 Franken Kinderrente – dreimal mehr als ein durchschnittlicher thailändischer Monatslohn
Erich Hess
Zu viel, meinen SVP-Parlamentarier wie der Berner Nationalrat Erich Hess.

Das Bundesamt für Sozialversicherung bestreitet gegenüber der «Rundschau» jedoch, dass ein erhöhtes Missbrauchspotenzial gegeben sei. Man erfasse solche Fälle nicht, weil nicht genau definiert werden könne, ab wann es sich um Missbrauch handle.

Nicht alle Auslandschweizer einverstanden

Ein Tessiner, der in Udon eine Pizzeria führt, sieht die Kinderrenten-Frage im SRF-Beitrag kritischer. «Sie verteilen das Geld ohne Kontrolle», sagt er über die Schweizer Behörden.

Nicht alle sind mit der grosszügigen Verteilung der Schweizer Kinderrenten einverstanden. - SRF Rundschau

Es sei wichtig, dass Kinderrenten an Schweizer Kinder gingen, nicht «an die Tochter der Tochter der Tochter». Er hoffe in zwei Jahren auf Kinderrente für seine Tochter, denn sie sei eine Schweizerin.

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