Ehemalige Lehrer aus SVP und SP über Härte des Lehrerberufs

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Bern,

Zu viele Überstunden, zu viele Pflichtstunden, der Lehrerverband tobt. Nun soll die Bildungspolitik handeln. Ehemalige Lehrer aus SVP und SP sind sich uneins.

Lehrerin Klassenzimmer Lehrerberuf coronavirus
Lehrerin in einem Klassenzimmer. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Lehrerverband schlägt nach einer Arbeitszeiterhebung Alarm.
  • Die Lehrer würden zu viel unbezahlte Arbeit leisten, die Bildungspolitik müsse handeln.
  • Die ehemaligen Lehrer Peter Keller (SVP) und Matthias Aebischer (SP) sind sich uneins.

Von wegen légères Leben – die Lehrer in der Deutschschweiz arbeiten zu viel. Jedenfalls wenn es nach der neuen Arbeitszeiterhebung des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH geht. Insbesondere Teilzeitangestellte würden im Lehrerberuf zu viele unbezahlte Überstunden leisten, so Präsident Beat Zemp.

Beat Zemp
Beat Zemp, Zentralpräsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). - Keystone

Zemp fordert: «Die Bildungspolitik muss dafür sorgen, dass der Berufsauftrag für Lehrpersonen mit den verfügbaren zeitlichen Ressourcen leistbar ist.» Konkret keine unbezahlte Überzeit, weniger Pflichtlektionen oder mehr Ressourcen für die Klassenleitung.

Ehemaliger SVP Lehrer kann Gejammer nicht verstehen

Wenig Verständnis dafür hat SVP Nationalrat Peter Keller, ausgebildeter Lehrer. Der Nidwaldner gibt zu: «In der Unterrichtsphase ist es ein sehr anspruchsvoller, strenger, aber schöner Job.» Doch gäbe es auch Phasen, in denen der Lehrerberuf lockerer sei.

«Die Behauptung, die Sommerferien durch zu arbeiten, ist schlicht falsch. Wer die Ferien durcharbeiten muss, macht etwas falsch in seinem Lehrerjob.»

SVP
Peter Keller (SVP) arbeitete als Mittelschullehrer und führt auch heute noch ab und an Schulklassen durch das Bundeshaus. - Webseite Peter Keller

Für den ehemaligen Mittelschullehrer steht fest, dass der Lehrerberuf in der Schweiz gut bezahlt sei. Gemäss Bundesamt für Statistik betrage der Monatslohn im Schnitt mehr als 8600 Franken. Er warnt: «Der Lehrerverband muss aufpassen, dass er den Goodwill der Leute nicht verspielt und Vorurteile verstärkt.»

Kein «Schoggijob» für den ehemaligen SP Lehrer

Anders reagiert der ehemalige Primarlehrer und SP-Nationalrat Matthias Aebischer. «Wer sagt, der Lehrerberuf sei ein Schoggijob, soll doch selbst einmal eine Woche in die Schulstube stehen.» Dann könne man ja weiter reden.

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SP-Nationalrat Matthias Aebischer verteidigt, der Lehrerberuf sei kein «Schoggijob». - Nau

Der Lehrerberuf hat laut dem Berner auch etwas mit Idealismus zu tun. «Man stempelt nicht um 7.30 Uhr ein und um 16.30 Uhr aus.» Lehrer sein heisse, auch am Abend und Sonntag zu arbeiten.

Weniger Lektionen oder weniger Teilzeit?

Dass der Lehrerverband die Pflichtlektionen senken will, kann Aebischer nachvollziehen. Man spreche ja nicht von fünf oder sechs Lektionen, «sondern einer oder zwei pro Woche.» Die Unterschiede in den Kantonen würden zeigen, «dass bei gutem Willen viel machbar ist.»

SVP Nationalrat Keller widerspricht: «Nicht die Anzahl Lektionen sind entscheidend, sondern die Klassengrösse. Denn diese hat ein viel grösseren Einfluss auf den Aufwand und die Belastung einer Lehrperson.»

Lehrer
Die Grafik zeigt, in welchem Pensum die Lehrpersonen arbeiten. Nur rund 27 Prozent arbeitet im Vollzeitpensum. - LCH Arbeitszeiterhebung 2019

Auch sieht der ehemalige Lehrer das grosse Problem in der Teilzeit-Arbeit. «Der Lehrer-Beruf ist ein Teilzeit-Paradies, die Opfer davon sind teilweise die Vollzeitlehrer.» An ihnen hänge mehr Verantwortung und Aufwand für die Organisation des Unterrichts.

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