Elcom-Chef Luginbühl rät im Winter zu Kerzen und Brennholz
In Europa mangelt es an Strom. Im Winter könnte er auch bei uns ausgeschaltet werden – der Chef der Elcom rät, sich mit Kerzen und Brennholz einzudecken.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Strom könnte im Winter stundenweise abgeschaltet werden.
- Da sei es sicher ratsam, genügend Kerzen im Haus zu haben, so Elcom-Chef Luginbühl.
Der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), Werner Luginbühl, hält das stundenweise Abschalten des Stroms im Winter in der Schweiz für nicht ausgeschlossen. Er sagt aber: «Eine solche Situation wäre zu bewältigen.»
Es sei ein Worst-Case-Szenario, wie er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte. «Da ist es sicher ratsam, genügend Kerzen im Haus zu haben. Und wer einen Holzofen hat, sollte sich mit genügend Brennholz eindecken.»
Momentan werde «völlig gedankenlos» mit Strom umgegangen. «Er ist immer da, und wir brauchen ihn einfach. Wenn wir uns nur ein wenig bewusster würden, dass jederzeit fliessender Strom keine Selbstverständlichkeit ist, könnten wir viel erreichen», so Luginbühl. Zurzeit werde geprüft, ob Grossverbraucher bereit wären, ihre Produktion zeitweise zurückzufahren. «Das ist das wirkungsvollste Instrument, und da liegt auch das grösste Potenzial.»
Strommangellage zu wenig ernst genommen
Luginbühl kritisiert, dass die Politik die jahrelangen Warnungen der Elcom vor einer Strommangellage im Winter zu wenig ernst genommen habe. Der Ukraine-Krieg habe die Situation nun aber stärker zugespitzt, als es selbst die Elcom erwartet hatte.
«Die Situation in den letzten Monaten hat gezeigt, dass wir das Thema Versorgungssicherheit viel entschiedener und entschlossener angehen müssen», sagte Luginbühl.
Es bestehe das Risiko, dass Europa in eine grossflächige Strom- und Gasmangellage gerate. Das würde auch bedeuten, dass Frankreich – sonst ein Hauptlieferant – als Stromquelle im Winter wegfiele.
Je nach Situation würden dann eventuell Deutschland und Italien als Lieferanten infrage kommen, so Luginbühl. Die neuen Notreserven der Schweizer Stauseen reichten nur für die gröbsten Engpässe während zwei bis sechs Wochen.