Exil-Ukrainer in der Schweiz glaubt, Kartell will ihn hier töten
Ein ukrainischer Aktivist fürchtet sich nach drei Anschlägen um die Sicherheit seiner Familie. Er vermutet, dass ein Drogenkartell dahintersteckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ukrainische Aktivist Stanislav Dombrovsky erlebte in der Schweiz mehrere Anschläge.
- Er vermutet, dass das Drogenkartell «Khimprom» ihn ausschalten will.
- Dombrovsky deckte im Internet mutmassliche Verbindungen des Kartells auf.
Der in der Schweiz lebende ukrainische Blogger und Aktivist Stanislav Dombrovsky fürchtet sich um die Sicherheit seiner Familie. Seit November 2023 wurden drei Anschläge auf ihn verübt, berichten die CH-Media-Zeitungen.
Im November 2023 setzen Unbekannte das Haus von Dombrovsky und seiner Familie in Oberhelfenschwil SG in Brand.
Anfang September 2024 ist er mit dem Velo in Bad Ragaz SG unterwegs, als ihn ein Auto erfasst. Ein Insasse steigt aus dem Wagen aus und bedroht den Aktivisten mit einem Gegenstand.
Wenige Wochen später attackieren zwei Männer Stanislav Dombrovsky und seine Frau in Rohrschach SG. Einer der Männer hält eine Dose in der Hand – der Blogger vermutet, dass sie Säure enthält.
Stanislav Dombrovksy ist sich sicher: Hinter den Angriffen steckt das russisch-ukrainische Drogenkartell «Khimprom». Dieses wurde während der Krimkrise 2014 in der Ukraine gegründet.
Aktivist deckte Verbindungen von russisch-ukrainischem Drogenkartell auf
Auf Youtube und Telegram veröffentlichte Stanislav Dombrovsky mehrere Videos über das Kartell. Darin enthüllte er unter anderem dessen angebliche Verbindungen, die bis in höchste ukrainische Regierungskreise reichen sollen. Der Aktivist glaubt, dass das Kartell ihn ausschalten will.
Die Behörden in der Schweiz rieten Dombrovsky, abzutauchen und die Öffentlichkeit zu meiden. Doch dieser tut nun genau das Gegenteil – er sucht die Aufmerksamkeit.
Gegenüber CH Media sagt der Exil-Ukrainer: «Ich schlafe so gut wie nicht mehr, aber lasse mich nicht kleinkriegen. Die Öffentlichkeit ist die letzte Möglichkeit, die mir geblieben ist: maximale Präsenz als Schutzschild.»
Die Behörden wissen um die Gefahr, der die Familie von Stanislav Dombrovsky ausgesetzt ist. In einer Gefährdungsmeldung ans Staatssekretariat für Migration schreibt die Staatsanwaltschaft: «Die Sicherheit ist in der aktuellen Wohnung nicht mehr gewährleistet.»
Der Aktivist würde sich Polizeischutz wünschen. Gegenüber dem Medienunternehmen klagt er: «Was soll denn noch passieren? Soll eines meiner Kinder sterben?»
Widerstandskämpfer, Selenskyj-Kritiker und Hooligan
Stanislav Dombrovsky ist in der ukrainischen Stadt Odessa aufgewachsen und war einst Künstler. Seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim 2014 ist er eine wichtige Figur im ukrainischen Widerstand. Dennoch ist Dombrovsky ein Kritiker des aktuellen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Der Ukrainer erlebte in seinem Leben nicht nur Gewalt – sie ging auch von ihm aus. 2020 verurteilte ihn ein Gericht wegen Hooliganismus zu Isolationshaft. Als er jünger war, musste Dombrovsky bereits mehrmals aufgrund von Drogendelikten ins Gefängnis.