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Experte: Heisses Wetter «setzt den Gletschern enorm zu»

Anna-Lena Burkard
Anna-Lena Burkard

Bern,

Für die Gletscher ist das heisse Wetter «richtiges Gift», erklärt ein Experte. Schmelzen diese stark, besteht in Kombination mit Gewitterregen Hochwassergefahr.

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Der Aletsch-Gletscher (Archiv). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Für die Gletscher sind die gegenwärtigen Hitzewellen «ein richtiges Gift», so ein Experte.
  • Durch die grossen Schmelzraten werden die Gletscher «substantiell abgebaut».
  • Je nach Wassermenge könnten Ausbrüche von Gletscherseen gar zu Hochwasser führen.

Das heisse Wetter wird die Schweiz in den nächsten Wochen fest im Griff haben. Erwartet werden Temperaturen von bis zu 40 Grad. Was bedeuten diese ungewöhnlich hohen Temperaturen für unsere Gletscher?

«Natürlich setzen solche Hitzewellen den Gletschern enorm zu. Es ist richtiges Gift für sie», sagt Martin Funk, ETH-Professor für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, gegenüber Nau.ch.

Denn die Hitze würde sehr grosse Schmelzraten hervorrufen: «Damit wird der Gletscher insgesamt substantiell abgebaut», so Funk.

Heisses Wetter: Starke Eisschmelze gleicht Defizit aus

Matthias Huss, Glaziologe bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), sieht im Schmelzwasser aber auch Vorteile.

Auf Anfrage von Nau.ch sagt Huss: «Grundsätzlich fliesst viel Schmelzwasser aus den Bergen in die Flüsse im Moment. Doch das ist gut so! Denn die Böden in den grössten Teilen der Schweiz sind trocken.»

Die starke Eisschmelze gleiche ein Defizit aus: «Dass es zu Überschwemmungen wegen starker Gletscherschmelze kommt, halte ich daher für ausgeschlossen», so Huss.

Dass das Schmelzwasser zu einem plötzlichen Anstieg von Flüssen führen könnte, glaubt auch Funk nicht. Aber: «Wenn etwas plötzlich dazu kommt, wie starke Gewitterregen oder ein Ausbruch eines Gletschersees, dann können lokale Gletscherbäche Hochwasser führen.»

Folgt auf die Hitze also viel Regen, könnte es zu Hochwasser kommen.

Gletscherseeausbrüche würden bei grösseren Flüssen wie der Aare aber kaum bemerkt werden, versichert Funk. «Starke Gewitterregen aber schon», ergänzt Funk.

Ausbrüche von Gletscherseen kommen ohne Vorwarnung

Dann bestehe ein Sicherheitsrisiko: «Bei gletscherinternen Wasserausbrüchen gibt es fast nie Vorwarnungen und sie sind immer mit Überraschungen verbunden.»

Gletscherinterne Wasseransammlungen seien Seen, die im Innern eines Gletschers entstehen, erklärt Funk. «Diese sind kaum erkennbar und können plötzlich ausbrechen. Je nachdem wie viel Wasser ausbricht, wird das Hochwasser entsprechend ausfallen.»

Waren Sie schon einmal auf einem Gletscher?

Bisher ausgeblieben ist das Hochwasser beim Glacier de la Plaine Morte über der Lenk BE. Am Wochenende wurde eine Hochwasser-Warnung herausgegeben, weil ein durch Gletscher gestauter See am Auslaufen ist.

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