Verliert das Ski- und Snowboardfahren bei den Kindern in der Schweiz an Stellenwert? Experten bekräftigen die Wichtigkeit der Wintersportlager an Schulen.
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Vielerorts finden in diesem Jahr in der Schweiz wieder Skilager statt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Faktoren deuten darauf hin, dass heute weniger Kinder Ski fahren als früher.
  • Die Nachfrage nach Wintersportlagern nimmt jedoch nicht ab – im Gegenteil.
  • Für viele Familien sind Skiferien in den Bergen schlichtweg zu teuer.
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Wegen Corona mussten in den letzten Jahren viele Schneesportlager abgesagt werden. Allerdings war auch schon zuvor die Rede von einer geringeren Nachfrage und fehlendem Leiterpersonal.

Verliert das Ski- und Snowboardfahren hierzulande bei Kindern etwa an Stellenwert? Nau.ch hat sich bei Experten erkundigt.

Wie wichtig Schneesportwochen für die Jugend sind, erklärt Sarah von Arx, Projektleiterin des Juskila, dem grössten Wintersportlager der Schweiz.

«Ohne Lager könnten weniger Kinder Skifahren»

Für viele Familien ist das Skifahren offenbar schlichtweg zu teuer. «Ich höre immer wieder von Eltern, dass sie sich eine Woche Skiferien nicht leisten können. Sie sind deshalb unglaublich froh, dass es solche Lager gibt», sagt von Arx.

Zum Vergleich: Teilnehmende des Juskila bezahlen 120 Franken für eine Woche – inklusive Übernachtung und Verpflegung. Für eine Woche Skiferien bezahlt eine Familie ein Vielfaches davon.

Darum ist sich Sarah von Arx sicher: «Ohne die Lager könnten ganz bestimmt weniger Kinder Ski oder Snowboard fahren.»

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Kinder sitzen in einem Skigebiet in einer Gondel. (Symbolbild)
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«GoSnow» hat für 2023 insgesamt 380 Lager für Schulen organisiert.
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Die Nachfrage nach Plätzen im Wintersportlager ist gross.

Der grösste Teil der Kinder lerne das Skifahren oder Snowboarden im privaten Bereich, so die Projektleiterin. «Jedoch haben wir in den Lagern immer mehr Kinder, welche noch nie auf den Skiern gestanden sind.» Es seien mehr komplette Anfänger dabei, als in den Vorjahren.

Gerade für diejenigen, welche keinen Zugang zum Schneesport haben, seien die Lager sehr wichtig, bekräftigt von Arx. Auch über die sportliche Betätigung hinaus. «Sie sind immer auch eine Lebensschule und ermöglichen seltene Erlebnisse.»

Nachfrage nach Wintersportlagern gross

Die Schweizer Schneesportinitiative «GoSnow» setzt sich dafür ein, dass Schulen und Kantone solche Wintersportwochen durchführen können. Die Nachfrage ist gross, wie Geschäftsführer Ole Rauch auf Anfrage bestätigt.

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«Heute betreiben weniger Leute Schneesport als früher», sagt Ole Ruch, Geschäftsführer der Schweizer Schneesportinitiative «GoSnow». - keystone

«Diesen Winter haben wir so viele Lager für Schulen organisiert wie noch nie», bekräftigt Rauch. Insgesamt seien es 380.

Die meisten davon seien obligatorisch. «Unseres Wissens erleben aber auch die freiwilligen Lager einen Boom», so Rauch. Ausserdem seien Skifahren und Snowboarden laut einer Studie des Bundesamts für Sport (Baspo) weiter die beliebtesten Wintersportarten bei Jugendlichen.

Breites Angebot an Freizeitbeschäftigungen

Trotzdem sind heute im Vergleich mit früher offenbar weniger Kinder auf der Piste anzutreffen. «Verschiedene Punkte haben dazu geführt, dass heute weniger Leute Schneesport betreiben, und diejenigen, die Ski fahren, weniger oft als früher. Dies ist bei Erwachsenen wie auch bei den Kindern so», sagt Rauch.

Beispielsweise sei Fakt, dass der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund weiter steigt. «Viele dieser Kinder werden von ihren Eltern nicht automatisch an den Schneesport herangeführt.»

Gingen Sie als Kind auch ins Skilager?

Ausserdem habe die Anzahl an Freizeitbeschäftigungen deutlich zugenommen. «Früher gab es im Winter nur Skifahren und vielleicht noch Schlittschuhlaufen», so Rauch.

Auch das Wetter spiele eine Rolle. «Wenn der Winter im Flachland nicht mehr spürbar ist, dann entsteht auch weniger das Bedürfnis nach Schneesport.»

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