Falsche Sommer Grippe lässt Impfdisziplin schwinden
Statt in der Badi zu schwitzen, bleiben aktuell viele Schweizer zu Hause. Doch von einer Grippe kann man gemäss dem Immunologen Beda Stadler nicht sprechen.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz den warmen Temperaturen sind auch im Sommer immer wieder Personen krank.
- Der Volksmund spricht dann schnell einmal von einer Sommergrippe.
- Das sei aber ein Mythos, der die Grippen-Impfdisziplin verschlechtere, warnt Beda Stadler.
Nach der Arbeit in die Badi, um sich von den heissen Temperaturen abzukühlen. Dies gehört derzeit für einen Grossteil der Bevölkerung zum Standardprogramm. Das Resultat: Viele Schweizer bleiben nun mit einer Erkältung zu Hause.
Schnell wird von einer Sommergrippe gesprochen. Doch diese gibt es offenbar gar nicht. «Bei der echten Grippe gibt es derzeit keine Anstiege zu verzeichnen», heisst es auf Anfrage beim Kantonsarztamt Bern.
Keine Verwandtschaft mit dem Grippevirus
Immunologe Beda Stadler klärt auf: «Die Sommergrippe ist ein unglücklicher Begriff, da es sich um eine Ansteckung mit verschiedenen Viren handelt.» Es würden über 100 Viren infrage kommen, die aber allesamt nicht mit dem Grippevirus verwandt seien.
Die Grippe werde vom Influenza Virus hervorgerufen und sei eine relativ schwer verlaufende Krankheit. «Wer einmal wirklich eine Grippe hatte, wird bei der nächsten Erkältung nicht mehr von einer Grippe sprechen», meint Stadler.
Schlechtere Impfdisziplin für die Grippe
Die falschen Meldungen einer Sommergrippe haben gemäss Stadler direkte Auswirkung auf die Bevölkerung. «Leute behaupten, dass sie trotz der Impfung prompt wieder eine Grippe gehabt hätten.» Das führe zum Eindruck, dass eine Grippeimpfung eigentlich nicht notwendig sei.
Die Folge: «Eine miserable Impf-Disziplin für die Grippe», so der Immunologe. Der Sommergrippe-Mythos verschlechtere also diese Disziplin.
Viren im Schwimmbad
Egal ob Winter oder Sommer - die Erkältungsgefahr besteht dauernd. In der Sommerzeit komme aber eine neue Gefahrenquelle hinzu. Die sogenannten Enteroviren führen laut Stadler nämlich zu fäkal-oral Infektionen. «Es braucht bloss eine kranke Person, die ohne zu duschen in ein Schwimmbad steigt, um viele andere anzustecken.»
Im Winter würden regelmässiges Händewaschen und möglichst wenig Kontakt zu anderen Menschen reichen, um nicht angesteckt zu werden. Im Sommer sei es aber schwieriger, da Nahrungsmittel und Badeanstalten als zusätzliche Gefahrenquellen gelten.