FDP-Frau zum Frauenstreik: Der Name als grosses Problem
Die Anliegen des Frauenstreiks sind auch jene von FDP-Stadträtin Claudine Esseiva (BE). Streiken will sie dennoch nicht. Das schade bloss der Wirtschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 14. Juni findet der zweite Schweizer Frauenstreik statt.
- Es geht um Gleichberechtigung, faire Löhne und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
- Nau hat mit Frauen und Männern aus verschiedenen Bereichen über den Streik gesprochen.
- Die Berner FDP-Stadträtin Claudine Esseiva findet den Namen falsch.
Am 14. Juni wird in der Schweiz die Arbeit ruhen. Zumindest teilweise. Dafür sollen Kritik und Forderung durch die Strassen schallen.
Sollen Gemüter sensibilisiert und die Gesellschaft gleicher gemacht werden. Denn am 14. Juni ist Frauenstreik. Was es aktuell zu bemängeln gibt?
«Lohnungleichheit, zu wenig Frauen in den Chefetagen, überholte Geschlechtermodelle in der Berufswahl. Typische Frauenberufe, die noch immer schlechter bezahlt werden, als typische Männerberufe. Zu wenig Tagesschulen und andere Infrastrukturen, die Familie und Beruf unter einen Hut passen lassen.
Tief in der Gesellschaft verankerte, alte Rollenbilder. Frauen über 50, die einfach vergessen gehen und in die Altersarmut schlittern.» Die Kritik der Berner FDP-Stadträtin Claudine Esseiva kommt im Stakkato.
«Frauenrechtlerin und Feministin»
Kein Wunder: Die Themen, um die es am Frauenstreik geht, sind ihre Themen. Politisch, wie privat. Esseiva ist Mutter, Nationalratskandidatin und Partner bei der Kommunikationsagentur Furrerhugi.
«Zudem Frauenrechtlerin und Feministin», fügt Esseiva an. Sie sage das laut, auch wenn es noch immer nicht bei allen gut ankomme.
Am Frauenstreik, das scheint klar, wird Esseiva vorne mit dabei sein. Oder? Falsch gedacht!
«Wir Wirtschaftsfrauen wollen den Frauenstreik zwar nicht links liegen lassen. Aber es gibt da einige Probleme», setzt die FDP-Politikerin an.
«Frauenstreik» – der Name sei das Problem
Zum einen: Ein Streik sei nicht wirtschaftlich. «Es geht ja gerade darum, dass Frauen arbeiten. Wir reden lieber von einer Demonstration anstatt einem Streik. Wir wollen die Diskussion anregen, Lösungswege aufzeigen, die Männer miteinbeziehen und nicht streiken.»
Zum anderen: «Wir Frauen haben unsere Hausaufgaben gemacht. Der Schlüssel zu gelebten Gleichberechtigung sind jetzt die Männer. Darum habe ich Mühe mit dem Namen.
Wenn wir Veränderung wollen, müssen wir die Männer abholen. Aber welcher Mann geht an den Frauenstreik?»
Jetzt sind die Männer in der Pflicht
Nur bequem abholen lassen können die Herren sich bei Esseiva allerdings nicht. «Die Männer müssen endlich selber erkennen, dass sie von der Gleichberechtigung profitieren», sagt Esseiva.
Sie verstehe nicht, warum beispielsweise mehr Frauen die Initiative für den Vaterschaftsurlaub unterschrieben haben.
«Bisschen Haltung und Mut gehört zum Leben. Das werfe ich den Männern schon vor. Klar sind da die alten Vorbilder. Aber Man(n) kann ja reflektieren und überdenken, statt alles so zu machen wie Papa.»