Festivalsommer: Warum die Openairs 2018 nicht ausverkauft sind

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Bern,

Wer im Sommer ein Openair besuchen wollte, musste bereits im Winter die Tickets kaufen. Das war bisher die Regel. In diesem Jahr ist es anders.

Openair-Besucher müssen immer tiefer in die Taschen greifen.
Openair-Besucher müssen immer tiefer in die Taschen greifen. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Festivals sind seit 2008 durchschnittlich um 58 Franken teurer geworden.
  • Die Veranstalter führen das auf höhere Gagen und teurere Infrastrukturen zurück.

«Dieses Jahr gehe ich an kein Festival, das ist mir viel zu teuer!» Solche Sätze hört man derzeit häufig. Und tatsächlich: Waren die grossen Schweizer Festivals in den letzten Jahren jeweils Wochen, gar Monate im Voraus ausverkauft, bleiben viele Open-Airs heuer auf ihren Tickets sitzen. Das Open-Air St. Gallen, das morgen startet, war vor zwei Jahren bereits drei Tage vor (!) dem offiziellen Vorverkaufsstart ausverkauft. 2018 sind einen Monat vor Beginn erst gut zwei Drittel der Festivalpässe weg.

Gründe für den harzigen Vorverkauf

Eine mögliche Erklärung ist der Preis. Der «Kassensturz» hat die Entwicklung der Ticketpreise in den letzten zehn Jahren untersucht. Die 3-Tagespässe sind demnach im Schnitt um 36 Prozent teurer geworden.

Prozentuale Zunahme der Ticketpreise seit 2008 nach Festival.
Prozentuale Zunahme der Ticketpreise seit 2008 nach Festival. - SRF/Nau

Besonders viel tiefer müssen die Gurtenfestival-Besucher in die Tasche greifen. Der Preis stieg auf dem Berner Hausberg um 74 Prozent. Aber auch das Openair Frauenfeld (+48 Prozent) oder das erwähnte Openair St. Gallen (+49,3 Prozent) schlugen deftig auf. Es zeigt sich, dass sich vor allem jene Festivals stark verteuerten, welche 2008 vergleichsweise günstig waren.

Die Ticketpreise im Vergleich.
Die Ticketpreise im Vergleich. - SRF/Nau

Gründe für den Preisaufschlag

Konfrontiert mit den Preisanstiegen führen die Veranstalter naheliegende Argumente an. «Einerseits sind die Infrastruktur-Kosten gestiegen, andererseits sind die Gagen der Künstler angestiegen», sagt etwa Simon Haldemann vom Gurtenfestival. Heute kommen die Bands mit sechs statt drei Lastwagen voller Bühnenmaterial und Headliner kosten statt einer Viertel- eine halbe Million Franken.

electric love festival
Das Electric Love Festival 2022 hat begonnen. - Pixabay

Das sei eine Folge der veränderten Musikindustrie: Musiker verdienen ihr Geld heute nicht mehr mit CD-Verkäufen, erklärt Büne Huber von «Patent Ochsner»: «Die meisten Bands müssen heute ihr Geld mit Live-Auftritten verdienen, weil die Leute zwar ihre Musik konsumieren, aber sie bezahlen oft nichts mehr dafür».

Während die Einnahmen durch Musikverkäufe fielen, stiegen die Umsätze der Konzertveranstalter.
Während die Einnahmen durch Musikverkäufe fielen, stiegen die Umsätze der Konzertveranstalter. - SRF Kassensturz

Dass sich die Festivaltickets heuer aber schlechter verkaufen liegt auch am grossen Angebot. Der langjährige Konzertveranstalter André Béchir beobachtet eine Übersättigung. «Ich sehe steigende Preise und immer mehr Festivals. Und beides zusammen ist einfach zu viel. Die Leute haben die Qual der Wahl, praktisch jedes Dorf hat mittlerweile ein Open Air.» Auch die Gratismentalität sei dabei ein Problem. Doch wer Musik konsumieren möchte, muss sich künftig mit teureren Eintrittspreisen abfinden.

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