Flüchtlingstransporte sind in der Schweiz wohl häufig
In Hergiswil NW wurden Flüchtlinge aus einem Lieferwagen befreit. Solche Transporte sind hierzulande wohl häufig. Sie zu entdecken, bleibt indes schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz gilt bei Flüchtlingstransporten als beliebtes Transitland.
- Schlepper beim täglich regen Strassenverkehr auszumachen, gilt jedoch als Herkulesaufgabe.
- Transporte wie in Nidwalden, wo 23 Flüchtlinge befreit wurden, kommen wohl häufiger vor.
Flüchtlingstransporte gibt es in der Schweiz wohl häufiger als angenommen. «Schleusungen von grösseren Gruppen dürften relativ häufig sein», sagte der Chef der Nidwaldner Kriminalpolizei, Senad Sakic, der «NZZ am Sonntag».
Schlepper würden mehrheitlich den Strassenverkehr nutzen. Sie zu finden, sei wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Denn täglich würden 1,1 Millionen Fahrzeuge die Schweizer Grenzen passieren. Zollbeamte greifen pro Jahr durchschnittlich 400 Personen wegen Verdachts auf Schleppertätigkeiten auf.
Die Zahl ist unvollständig. Einsätze der Kantonspolizei sind nicht inkludiert. Sicher ist: Die Schweiz gilt bei Schleppern als beliebtes Transitland.
Transporte wie in Nidwalden bleiben meist unentdeckt
Einsatzkräfte hatten am Montag bei Hergiswil NW 23 Flüchtende aus einem Lieferwagen befreit. Die Männer waren auf engstem Raum zusammengepfercht.
Sie stammen aus Afghanistan, Indien, Syrien und Bangladesh. Die Möglichkeit, sich festzuhalten, bestand keine. Trotzdem blieben alle unverletzt.
Es sei nicht auszuschliessen, dass Transporte wie in Nidwalden regelmässig durchgeführt würden, ohne dass sie entdeckt werden. Das sagte ein Sprecher des Bundesamts für Polizei (Fedpol). Er sprach von «gut organisierten, transnational operierenden Täternetzwerken», die stets neue Wege suchten, um mit Menschenschmuggel an Geld zu kommen.
Auch im Tessin hat «in den letzten Wochen hat das Phänomen der Schlepper zugenommen». Das sagte ein Sprecher der Tessiner Kantonspolizei. Unter anderem wurde bei Chiasso ein 34-Jähriger festgenommen, der sechs Männer über die Grenze transportiert hatte.