Flugpassagiere verlieren Millionen an Entschädigungen
Rund 130 Millionen Franken schulden Fluggesellschaften betroffenen Passagieren wegen Verspätungen oder Annullierungen – bezahlt wird jedoch selten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Flugannullationen und Verspätungen in der Schweiz hat stark zugenommen.
- Die Entschädigungssumme, die den betroffenen Passagieren zusteht, ist entsprechend hoch.
- Davon wird jedoch nur ein Bruchteil ausbezahlt, das hat verschiedene Gründe.
Auf Schweizer Flughäfen hat sich die Zahl der Flugverspätungen fast verdoppelt und zwar von 508 im Vorjahr, auf 982 im ersten Halbjahr 2018. Bei den Flugannullationen ist der Anstieg noch höher: Im ersten Halbjahr 2018 kam es zu genau 4654 Annullierungen, was mehr als einer Verdoppelung entspricht. Diese Zahlen stammen von EUclaim, einem Unternehmen, das sich um Fluggastentschädigungszahlen kümmert.
Gemäss der SRF-Sendung «10vor10» werden für den massiven Anstieg von Annullationen und Verspätungen mehrere Gründe angegeben. So zum Beispiel Flugstreiks wie in Italien oder Frankreich, die für einen Grossteil verantwortlich gemacht werden können. Aber auch die immer dichteren Flugpläne sollen zu der Erhöhung beigetragen haben.
Nur ein Bruchteil der Entschädigungen wird ausbezahlt
Wird ein Flug annulliert, so steht den Passagieren eine Entschädigung von 250 und 600 Euro zu. Diese Zahlen sind abhängig von der Dauer des Flugs. In den vergangenen 12 Monaten resultierte so eine Summe von 130 Millionen Euro, die insgesamt 400'000 Passagieren in der Schweiz zustehen würde.
Davon wird jedoch nur ein Bruchteil ausbezahlt und das obwohl den Passagieren das Geld rechtlich zusteht. Das Problem: Meist fordern die Passagiere ihr Geld erst gar nicht zurück, das Verfahren erfordert viel Aufwand oder aber die Fluggesellschaften lehnen eine Entschädigung ab.
Swiss schuldet viel Geld und betont Kulanz
Laut einer Rangliste des Unternehmens Airhelp, das Fluggesellschaften weltweit nach Fairness und Forderungen beurteilt, schneidet die Lufthansa-Tochter Swiss dabei schlecht ab und steht nur auf Platz 45 von 72. Sie soll im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften nämlich besonders langsam auf Entschädigungsgesuche reagieren, so Airhelp.
Gemäss EUclaim fallen zudem 63 Millionen Euro Entschädigungen allein auf die Lufthansa-Tochter. Gegenüber «10vor10» betont Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek, dass man die Kundeninteressen sehr ernst nehme.
Die 63 Millionen Euro könne man nicht kommentieren, da Swiss die Berechnungsgrundlage nicht kenne. Laut der Swiss-Sprecherin werde aber jeder einzelne Fall geprüft: «Wir halten uns bei der Bearbeitung an die entsprechende Gesetzgebung, vor allem auch in der Schweiz».