Genf wird von Billigdrogen überschwemmt

In Genf konsumieren immer mehr Menschen Crack. Der Grund: Dealer haben ihre Strategie geändert – und überschwemmen den Markt mit billigen Kleinstdosen.

Crack, Drogen
Ein Crack-«Stein». Diese «Steine» sind derzeit weit verbreitet. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Crack-Konsum in Genf steigt an.
  • Eine veränderte Strategie der Dealer führt zu billigen Kleinstdosen und mehr Abhängigkeit.
  • Experten fordern Anpassungen der Drogen-Politik.

In der Stadt Genf konsumieren immer mehr Menschen Crack. Dahinter steckt eine Strategieänderung der Dealer, wie ein Experte sagt.

Frank Zobel, Vizedirektor von Sucht Schweiz, sagt gegenüber «Le Temps»: «In Genf haben sich nach und nach Händler niedergelassen, die gebrauchsfertiges Crack in sehr kleinen Dosen zu sehr niedrigen Preisen verkaufen.» Seit 2021 wird der Drogenmarkt der Stadt von diesen fertig konsumierbaren «Steinen» geflutet.

So können sich den «Stein» auch ärmere Menschen leisten, die dann in die Abhängigkeitsspirale geraten. Im Mai teilte der Kanton mit, dass sich die Zahl der Crack-Konsumenten innerhalb von einem Jahr verdoppelt habe.

Crack-Steine auch in Zürich und Luzern

Zobel zeigt sich beunruhigt über die Zunahme an Crack-Süchtigen: Das Auffangnetz für Suchtkranke werde deshalb überstrapaziert.

Über die Süchtigen sagt er: «Sie vergessen zu essen, zu trinken und zu schlafen und leiden unter ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit.»

Auch andere Städte wie Zürich oder Luzern berichten vom Auftauchen der Crack-Steine. «Mittlerweile werden jedoch zunehmend Crack-Steine gehandelt und nur noch wenige Konsumierende kochen selber auf.» Dies sagt der Luzernische Sicherheitsmanager Christian Wandeler gegenüber der Aargauer Zeitung.

Crack-Konsum führt zu Gewaltausbrüchen

Ihm hätten Betroffene selbst gesagt, dass sie am Ende seien und hofften, dass sich ihre Situation verändere. «Die ganze Szene ist von extremer Nervosität geprägt und mit Gewaltausbrüchen, die mit dem Konsum einhergehen, überfordert.»

Inzwischen nimmt auch das Genfer Fixerstübli «Quai 9» Crack-Konsumentinnen und -Konsumenten nicht mehr auf. Laut Zobel ein Alarmzeichen.

quai 9
Das Quai 9 in Genf. - keystone

Er plädiert dafür, einen Aktionsplan auszuarbeiten und dafür Städte wie Dublin, Paris und London zum Vorbild zu nehmen. In diesen Städten hat der Crack-Konsum auch zu Problemen geführt.

Unternimmt die Schweizer Politik genug gegen Crack?

Aber: Für ihn bleibt die Vier-Säulen-Politik – Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression – der Schweiz richtig.

Sie müsse aber in dem Sinn angepasst werden, dass Drogenkonsumierende ihre essenziellen Bedürfnisse deckten. Eben dass «sie essen, trinken und schlafen».

Derzeit gebe es nicht genügend Angebote dafür. Zobel ist Mitautor einer Studie über den Crack-Konsum in Genf.

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