Genfer Schülerinnen protestieren gegen «T-Shirt der Schande»

An einigen Schulen in Genf müssen Jugendliche das «T-Shirt der Schande» überziehen, wenn sie den Dresscode nicht einhalten. Nun wehren sich die Schülerinnen.

T shirt der schande
Jugendliche in Genf wehren sich gegen die Kleidervorschrift. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Sind Schülerinnen in Genf unpassend gekleidet, müssen sie das «Shirt der Schande» tragen.
  • Dies geht vielen Mädchen der betroffenen Sekundar- und Mittelschulen zu weit.
  • Am Mittwoch protestierten sie gegen den sexistischen Dresscode.

Genfer Schülerinnen und Schüler gehen wegen eines «sexistischen» Dresscodes an einigen Sekundar- und Mittelschulen auf die Barrikaden. Dutzende Jugendliche versammelten sich am Mittwoch vor dem Kollegium Pinchat, um gegen die Kleiderordnung zu protestieren. Sie fordern, dass die «erniedrigenden» Tenue-Massnahme aufgehoben wird.

«T-Shirt der Schande» für unpassend empfundene Kleidung

Für besonders grossen Ärger sorgt bei den Jugendlichen das sogenannte «T-Shirt der Schande» (T-shirt de la honte). Dieses Shirt in Übergrösse, das bis zu den Knien fällt, trägt die Aufschrift «Ich bin angemessen gekleidet». Es muss von Schülerinnen und Schülern getragen werden, die in einer als unpassend empfundenen Kleidung in die Schule gekommen sind.

T-Shirt der Schande
T-Shirt der Schande: Genfer Schülerinnen wehren sich gegen die Kleidervorschrift. - Keystone

Als unpassend gelten zum Beispiel bauch- oder schulterfreie Kleidungsstücke. Aber auch Jupes oder Shorts, bei den die Oberschenkel zu sehen sind oder solche mit anstössigen oder obszönen Botschaften.

Nach Ansicht der Schülerinnen und Schüler ist die Kleiderordnung sexistisch. Mädchen seien von dieser Massnahme ungleich stärker betroffen als Knaben, monieren sie. Die Vorschriften zeigten, dass die Kleidung von Mädchen kontrolliert werden könne.

Schülerinnen und Schüler fordern Aufhebung

Die Schülerinnen und Schüler haben ein Protestschreiben an das Genfer Erziehungsdepartement geschickt. Darin fordern sie, dass Bildungsdirektorin Anne Emery-Torracinta (SP) die Orientierungsschulen verpflichtet, diese «erniedrigende» Praxis aufzugeben. Sie beschreiben die Vorschrift als «extrem und gefährlich für eine gesunde psychologische Entwicklung junger Menschen».

Protest Genf
Die Schülerinnen fordern eine öffentliche Entschuldigung. - Keystone

Ebenso verlangen sie, dass die Kleiderordnung an Schulen überarbeitet wird. Geschehen soll dies in Zusammenarbeit «mit feministischen und pädagogischen Vereinigungen». Zudem fordern die Schülerinnen und Schüler vom Erziehungsdepartement eine öffentliche Entschuldigung «für diesen schweren und verwerflichen Fehler».

Tenue-Probleme vor allem wegen Bauchfrei-Trend

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt die Direktion, sie habe den Brief noch nicht erhalten und könne deshalb auch noch nicht Stellung nehmen dazu. Die Tenue-Probleme seien vor allem auf den Bauchfrei-Trend zurückzuführen.

Anne Emery-Torracinta
SP-Frau Anne Emery-Torracinta erklärt die umstrittenen Massnahmen. - Keystone

In einem «Tribune de Genève»-Interview stellt sich die linke Erziehungsdirektorin Anne Emery-Torracinta grundsätzlich hinter die Massnahmen der Schulen. Sie seien jedoch nicht dazu da, die Schüler zu demütigen, betont sie. Der Wortlaut auf dem T-Shirt müsse überdacht werden, gesteht sie ein.

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