Gewalt gegen ältere Menschen ist ein Tabuthema
Jeder fünfte Mensch über 65 wird in der Schweiz Opfer von Gewalt. Die unabhängige Beschwerdestelle für das Alter (UBA) hat deswegen eine Sensibilisierungskampagne lanciert. Gewalt gegen ältere Menschen sei in der Schweiz immer noch ein Tabuthema.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit der Kampagne «aneluege» macht die Beschwerdestelle UBA auf Übergriffe gegen ältere Menschen aufmerksam.
- Jeder fünfte ältere Mensch wird in der Schweiz Opfer von Gewalt.
Mit der Kampagne «aneluege» will die unabhängigen Beschwerdestelle für Gewalt im Alter (UBA) auf Übergriffe gegen ältere Menschen aufmerksam machen. In der Schweiz sei dies ein grosses Thema, meint Dr. Albert Wettstein, Leiter Fachkommission Zürich-Schaffhausen: «Jeder fünfte ältere Mensch ist im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt geworden.»
Dabei stützt sich Wettstein auf eine europäische Studie (ABUEL) für welche 4467 Personen zwischen 60 und 80 Jahren aus sieben europäischen Ländern zum Thema befragt wurden. 22,6 Prozent der Befragten berichteten von Misshandlungen.
Tabuthema in der Schweiz
In der Schweiz sei Gewalt gegen ältere Menschen nach wie vor ein Tabuthema. Die Beschwerdestelle UBA wurde im 2016 ganze 467 Mal kontaktiert. Bei den Übergriffen handle es sich aber nur bei zwei Prozent der angezeigten Fällen um körperliche Gewalt. «Es sind nicht primär Schläge», meint Wettstein. In vielen Fällen handle es sich um psychische Gewalt wie Bedrohung, Beschimpfung oder finanzielle Ausbeutung.
Oftmals sei auch eine Erbschaft ein Grund für den psychischen Missbrauch. Die Übergriffe geschehen gemäss Wettstein aber vor allem im Privatbereich. Das könne daran liegen, dass in institutionellen Bereichen immer auch andere Personen im Raum seien, die das Geschehen beobachten könnten.
Grosse Dunkelziffer
Betroffene, die sich bei der UBA melden, werden durch ein Care-Team von Mitarbeitern aus Bereichen wie Medizin, Psychologie, Sozialversicherungen u.a. betreut. «Die Menschen, die sich melden, sind wirklich in heftige Fälle verwickelt». Deshalb gäbe es eine grosse Dunkelziffer von Übergriffen, vermutet Wettstein.