Gewerkschaftsbund fordert bis zu zwei Prozent mehr Lohn
Der SGB fordert für die Lohnrunde 2020/2021 Lohnerhöhungen von bis zu 100 Franken pro Monat oder bis zu zwei Prozent in Branchen, wo dies möglich ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizerische Gewerkschaftsbund fordert für die Lohnrunde 20/21 mehr Gehalt.
- Dabei soll der Lohn um bis zu 100 Franken pro Monat erhöht werden.
- Besonders unbefriedigend sei die Lohnentwicklung bei älteren Mitarbeitenden.
Der SGB fordert für die Lohnrunde 2020/2021 Lohnerhöhungen von bis zu 100 Franken pro Monat oder bis zu zwei Prozent. Erhöht werden soll der Lohn in Branchen und Betrieben, wo dies wirtschaftlich möglich ist. Angesichts der mangelnden Lohnentwicklung in den letzten Jahren sei dies dringend nötig. In den letzten Jahren hätten die Löhne trotz gutem Wirtschaftsgang stagniert.
Im Jahr 2019 habe es nach zwei schlechten Jahren erstmals wieder einen Reallohnanstieg gegeben. Dieser betrug rund ein halbes Prozent, sagte der Chefökonom des SGB, Daniel Lampart, am Montag vor den Medien in Bern.
Kaufkraftproblem bereits vor Krise
«Angesichts der guten Wirtschaftsentwicklung von 2017 bis 2019 ist das ungenügend. Auch für 2020 belaufen sich die Nominallohnerhöhungen auf weniger als ein Prozent.» Besonders unbefriedigend sei die Lohnentwicklung bei langjährigen, älteren Mitarbeitenden gewesen. Ihre Reallöhne seien vielerorts gesunken - namentlich im Detailhandel und in Teilen der Industrie.
Die Schweizer Wirtschaft habe bereits vor der Corona-Krise ein Kaufkraftproblem gehabt, sagte Lampart. Die schwachen Lohnerhöhungen seien durch die steigenden Pensionskassenbeiträge und Krankenkassenprämien mehr als weggefressen worden. Dieses Kaufkraftproblem habe sich in den letzten Monaten akzentuiert.
Hauptbetroffene der Krise seien Berufstätige mit tieferen Löhnen - im Gastgewerbe oder in der Eventbranche. Bei Kurzarbeit erhielten viele nur 80 Prozent ihres bereits tiefen Lohnes. Bei Arbeitslosigkeit seien es sogar nur 70 bis 80 Prozent. «Lohnerhöhungen sind deshalb für die angeschlagene Binnenkonjunktur besonders wichtig.»
Konkret fordern die Verbände des SGB Lohnerhöhungen von bis zu 100 Franken pro Monat oder bis zu 2 Prozent. Auch in den Krisenbranchen mit Kurzarbeit sollten die Arbeitgeber den vollen 13. Monatslohn bezahlen. Und wo noch Kurzarbeit beansprucht wird, fordert der SGB die Firmen auf, die Löhne der Geringverdienenden auf 100 Prozent aufzustocken.
Ein Zeichen der Solidarität
Schon seit der Finanzkrise wehrten sich die Arbeitgeber mit dem Krisenargument gegen adäquate Lohnerhöhungen, kritisiert der SGB. Wie bereits damals gezeigt, sei die reale wirtschaftliche Lage besser.
Die Corona-Krise sei für alle ein Schock gewesen. Seit der Öffnung der Wirtschaft gehe es aber wieder aufwärts, sagte Lampart. «Es wird viel schwarz gemalt im Moment. Dabei geht leider vergessen, dass es doch viele Branchen und Firmen gibt, in denen es gut bis sehr gut läuft.»
Die Krise betreffe nicht alle Branchen, sagte auch SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard. Deshalb sei es richtig, auch in Zeiten der Corona-Krise Lohnerhöhungen zu fordern.
«Denn wenn Unternehmen, welche Dividenden auszahlen, auch die Löhne erhöhen würden, wäre dies nicht nur ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit. Es wäre auch ein Zeichen der Solidarität von Branchen, in denen es gut läuft.»
Apropos Solidarität: Natascha Wey von der Gewerkschaft im Service public VPOD forderte insbesondere für die systemrelevanten Berufe mehr als nur das. «Klatschen ist schön und gut. Im Kinderbetreuungs- und Gesundheitsbereich muss sich dieses Krisenjahr jedoch auch im Portemonnaie bemerkbar machen.»
Deshalb fordert die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von zwei Prozent. Zudem unterstützt sie die Forderung des Verbands Kinderbetreuung Schweiz (Kibesuisse) nach einer Anhebung des Gesamtlohnniveaus um 15 Prozent.