Grippe, Husten, Corona: Sind wir immer öfter krank?
Das Wichtigste in Kürze
- Viele klagen diesen Winter über ständiges Kranksein.
- Ein Experte erklärt, dass derzeit viele verschiedene Viren zirkulieren.
- Es gebe «viele kurz aufeinanderfolgende Infektionen» mit verschiedenen Viren.
«Diesen Winter bin ich ständig krank»: Diesen Satz hört man in letzter Zeit immer wieder. Sei es nur eine laufende Nase, ein Husten oder gar eine starke Grippe oder Darmgrippe.
So erzählt beispielsweise Nau.ch-Leserin Alina*: «Erst hatte ich einen hartnäckigen Husten und wenige Wochen später traf mich Corona. Kurz danach hatte ich auch noch eine Grippe.» Die 33-jährige Zürcherin sagt, sie lebe gesund, ernähre sich ausgewogen, schlafe viel, trinke und rauche nicht, aber: «Diesen Winter fühle ich mich dauernd angeschlagen», sagt sie.
Waren Sie in diesem Winter schon oft krank?
Auch Nau.ch-Leserin Céline* (26) stellt fest, dass sie seit Corona immer wieder erkältet ist – viel öfter als vorher. Und vor allem: «Ich war vorher sicher sechs oder sieben Jahre nie so krank, dass ich Fieber hatte.»
Seit der Pandemie sei es anders: «Einmal lag ich sieben Tage lang flach, erst danach legte sich das Fieber wieder.» Sind Schweizerinnen und Schweizer heute also öfter krank als früher?
Nur gefühlt mehr Erkrankte
Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) fällt die Grippesaison je nach Jahr unterschiedlich aus. Dabei bewege sie sich gewöhnlich im Rahmen von 112'000 bis 275'000 Arztkonsultationen pro Jahr.
«Es ist grundsätzliche keine Zunahme in den letzten zehn Jahren im Meldesystem zu beobachten.» Das sagt Simon Ming, Mediensprecher beim BAG, zur Anzahl Arztkonsultationen aufgrund grippeähnlicher Erkrankungen.
Dieser Ansicht ist auch Sandra Hügli-Jost, Kommunikationsbeauftragte der Haus- und Kinderärzte Schweiz. Sie sagt: «Schweizerinnen und Schweizer sind nicht öfter krank als früher.»
Der Peak sei wie immer in der Wintersaison. Jedoch komme das Gefühl einer Zunahme an Krankheitsfällen deshalb auf, weil die Anzahl an Covid-Erkrankungen aktuell sehr hoch sei.
«Starke Erkältungsvirensaison» beobachtet
Bei der Insel-Gruppe tönt es anders. Man gehe davon aus, dass der saisonale Druck im Winter – etwa durch Erkältungskrankheiten – sich postpandemisch verstärken werde. Das sagt Sprecher Daniel Saaeli. Dies, weil «zu den bekannten Hauptviren im Winter jetzt noch Sars-Cov-2 hinzukommt».
Saameli erklärt: «Seit der ersten Dezemberhälfte zirkuliert die Grippe, vergleichbar mit anderen Jahren, sehr aktiv in der Bevölkerung.» Darum sei die Zahl der Erkrankten zurzeit klar im Bereich einer sehr starken Erkältungsvirensaison. «Auffallend ist, dass es viele kurz aufeinanderfolgende Infektionen mit verschiedenen der zirkulierenden Viren gibt.»
So wird man nicht immer wieder aufs Neue krank
Was also tun, damit man sich nicht immer wieder ansteckt? Viele Faktoren tragen dazu bei, dass das menschliche Immunsystem geschwächt wird. Präventiv kann mit einem gesunden Lebensstil dagegen angekämpft werden. Hügli-Jost: «Wer genügend schläft, sich bewegt und abwechslungsreich ernährt, hat ein geringeres Risiko zu erkranken und mehr Abwehrkräfte.» Und: «Lifestyle spielt immer eine Rolle.»
Dennoch können alle mal an einer Grippe erkranken, auch bei einer gesunden Lebensweise. In diesem Fall gilt es, sich gut zu pflegen und auszuruhen, bevor das Bett wieder verlassen wird. Denn das sei gemäss Hügli-Jost oft ein Problem: «Häufig lassen sich die Betroffenen nicht genügend Zeit, sich nach einer Erkrankung richtig zu erholen.»
*Namen von der Redaktion geändert