Hätten Sie gemerkt, dass dieses Bild nicht echt ist?
Künstliche Intelligenz (KI) kann zunehmend kreative Aufgaben übernehmen, oder diese nachahmen. Das birgt auch Gefahren – etwa wegen Fake-Bildern.
Das Wichtigste in Kürze
- Künstliche Intelligenzen können schreiben, musizieren, zeichnen und malen.
- Werden sie damit die von Menschen gemachte Kunst gar verdrängen?
Seit Längerem sind künstliche Intelligenzen dazu imstande, «Kunst» auf Abruf zu generieren. Das gilt für Musik, Texte und Bilder. Mit «DALL-E 2» dürfte ein neues Level erreicht worden sein: Sie schafft es, absurd exakte Beschreibungen zu farbenfrohen Grafiken umzuwandeln.
Ein Auftrag könnte zum Beispiel lauten: «Ein Baum, umgeben von hüpfenden Zwergen – im Hintergrund der strahlende Mond.» Wenig später steht das Bild bereit.
Oder: «Ein Ölgemälde von Matis, das einen humanoiden Roboter zeigt, der Schach spielt.» Nicht ganz, aber doch überraschend gut verstanden hat die künstliche Intelligenz diese Eingabe: «Ein von Vögeln umringter Journalist fliegt auf einem Besen über die Berner Altstadt, während die Sonne scheint.»
Möglich ist das, weil die KI mit den Daten von Millionen von Bildern trainiert wurde. Die Resultate sind entsprechend eindrücklich. Doch was bedeutet das für die Kunst? Machen künstliche Intelligenzen Kunstschaffenden schon bald den Garaus?
KI generierte Bilder wie bei DALL-E 2 «keine Kunst»
Susanne Schumacher ist Kunstwissenschaftlerin und an der Zürcher Hochschule der Künste im Bereich der «digitalen Transformationen» tätig. Für sie sind Tools dieser Art «eine technische Hilfe, schnelles Visualisieren zu unterstützen». Doch sie stellt klar: «Als Kunst würde man diese generierten Bilder nicht bezeichnen.»
Zwar seien «durchaus witzige und fantasievolle Darstellungen möglich. Mir persönlich macht die Kuriosität aber schnell der Langeweile Platz».
Unabhängig davon gehe von solcher Software auch eine Gefahr aus. Die Kunstwissenschaftlerin gibt zu bedenken: «Mit solchen Tools erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für absichtliche Fälschungen von Wirklichkeit.»
Denn mit Programmen wie DALL-E 2 sind auch Fake-Fotos möglich, wie folgendes Beispiel zeigt.
«Das Programm steht demzufolge für die Herausforderung der zunehmenden Verschränkung von virtuell erzeugten Darstellungen und fotografischen Abbildungen unserer physischen Umwelt. Und das bis zur Ununterscheidbarkeit.»
Vorstellbar sei, dass das Werkzeug in Zeichenprogrammen implementiert werde und so Arbeitsschritte in der Bildgestaltung übernehme. Schumacher führt aus: «KI-gestützte Funktionen sind schon heute häufig hilfreicher Bestandteil von Software im Bereich der Bild-, Ton- und Videobearbeitung.»
Generell biete künstliche Intelligenz aber weniger als Werkzeug, sondern vor allem als Thema «ein spannendes Untersuchungsfeld».
Dabei würden sich weitreichende Fragen zum Verhältnis zwischen künstlicher und künstlerischer Intelligenz ergeben: «Wie werden Mensch und Maschine gemeinsam kreativ? Ist Kunst auch im Zeitalter der KI eine essenziell menschliche Betätigung? Ist künstliche Intelligenz rein rational, oder kann sie auch imaginieren und improvisieren? Was macht den Menschen aus, wenn sich Intelligenz und Kreativität digital replizieren lassen?»