Herzchirurg fordert Umdenken in Medizinsystem

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Bern,

Herzchirurg Thierry Carrel will den Numerus Clausus abschaffen und weniger bürokratischen Aufwand für Ärzte.

Der Schweizer Herzchirurg Thierry Carrel forderte ein Umdenken im Schweizer Medizinsystem: Der Numerus Clausus soll fallen, junge Ärztinnen und Ärzte weniger bürokratischen Aufwand erledigen müssen - und der Gesundheitskonsum kontrolliert werden. (Archivbild)
Der Schweizer Herzchirurg Thierry Carrel forderte ein Umdenken im Schweizer Medizinsystem: Der Numerus Clausus soll fallen, junge Ärztinnen und Ärzte weniger bürokratischen Aufwand erledigen müssen - und der Gesundheitskonsum kontrolliert werden. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Das Wichtigste in Kürze

  • Herzchirurg Thierry Carrel warnt vor einer Abhängigkeit von ausländischen Ärzten.
  • Deshalb will er die Zulassungsprüfung für den Studiengang abschaffen.
  • Er fordert auch eine Kontrolle des Gesundheitskonsums, denn dieser ist zu hoch.

Der Schweizer Herzchirurg Thierry Carrel hat ein Umdenken im Schweizer Medizinsystem gefordert: Der Numerus Clausus soll fallen, junge Ärztinnen und Ärzte weniger bürokratischen Aufwand erledigen müssen – und der Gesundheitskonsum kontrolliert werden.

«Wir haben im Gesundheitswesen einen zu hohen Konsum», sagte Carrel in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Titeln. Bis zur Einführung des elektronischen Patientendossiers könnten etwa Karten ausgestellt werden, die die Patientengeschichte aufzeigten. «Es braucht einen Überblick. Denn es gibt Leute, die unser System ausreizen.»

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Studenten in einem Hörsaal. (Symbolbild) - dpa

Gegen den Abgang vieler junger Medizinerinnen und Mediziner soll eine Änderung in der Beschäftigungspraxis helfen. Statt Zeit mit Patienten zu verbringen «sitzen sie mehr als die Hälfte der Zeit im Büro, müssen sich mit Informatikproblemen herumschlagen, für eine einfache Patientenverlegung dreimal das Telefon in die Hand nehmen, unzählige Formulare für Kostengutsprachen bei den Krankenkassen ausfüllen», sagte der Ex-Leiter der Herzchirurgie am Inselspital Bern.

Thierry Carrel hat Mühe mit hohen Preisen

Dazu solle die Numerus-Clausus-Hürde für das Medizinstudium fallen. «Bevor sich die Schweiz komplett abhängig macht von ausländischen Ärztinnen und Ärzten, sollte man dringend schauen, ob nicht unsere Kriterien für die Aufnahme eines Medizinstudiums zu streng oder schlichtweg falsch sind», so Carrel.

Er kritisierte auch den fehlenden politischen Willen, neue Herzkliniken zu verhindern und Kooperationen anzustreben. «Von den 17 Herzkliniken machen 12 sicher weniger als 500 Herzoperationen pro Jahr. Also nur fünf haben genug Patientinnen und Patienten.» Für eine gute Qualität müssten etwa 500 Eingriffe jährlich gemacht werden.

Dazu bekundete er Mühe mit «horrenden Preisen für gewisse Medizinprodukte und mit unterschiedlichen Tarifen für den gleichen Eingriff», so Carrel. «Es gibt Kassen, die bezahlen für eine bestimmte Herzoperation rund doppelt so viel Honorar in Zürich als in Bern oder Lausanne. Es gibt gar keine Begründung dafür.»

Kommentare

User #1701 (nicht angemeldet)

Es gibt Kassen, die bezahlen für eine bestimmte Herzoperation rund doppelt so viel Honorar ... Sind die Fallpauschalen jetzt abgeschafft? Das habe ich nicht mitbekommen. Die wurden doch eingeführt, damit die gleiche Behandlung überall gleich viel kostet.

User #4594 (nicht angemeldet)

@5301. Thierry Carrel ist übrigens Schweizer französischer Muttersprache. Er hatte in Bern auch Patienten aus der Romandie. Ich weiss nicht, wo du wohnst, aber im Inselspital in Bern (grösstes Spital in der Schweiz) sprechen fast alle Ärzte deutsch, französisch und englisch, nebst manchmal noch zusätzlichen Sprachen. Mein Mann war kürzlich dort für längere Zeit Patient, deshalb ist es mir aufgefallen. Übrigens sind wir Schweizer. Ist erbärmlich, wenn man keine zweite schweizerische Landessprache spricht, und dies als Akademiker!

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