«Ich merkte in der Pubertät, dass ich nicht in den Körper einer Frau passte»
Lukas Neuenschwander (25) studiert an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Bern. Als Transmensch ist es für ihn nicht selbstverständlich, eine E-Mail-Adresse und eine Legi mit dem richtigen Namen zu besitzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Lukas Neuenschwander wurde im Körper eines Mädchens geboren, fühlte sich aber stets unwohl.
- Erst später, im Kontakt mit Transmenschen, fühlte er sich zum ersten Mal zugehörig.
- An Schulen herrscht Unsicherheit im Umgang mit dem Thema Transgender.
Laut einem Bericht in der «Bärner Studizytig» studieren derzeit 85 Transmenschen an der Uni Bern. Liegt keine amtliche Namensänderung vor, erhalten diese Studierenden weder eine E-Mail-Adresse noch einen Legi-Ausweis mit ihrem richtigen Namen.
«Für die Anpassung der Dokumente setzt die Uni Bern die amtliche Namensänderung als zwingend voraus », erklärt Alecs Recher, Jurist und Gründer vom Transgender Network Switzerland im Beitrag. Je nach Kanton unterscheiden sich die Voraussetzungen für eine amtliche Namensänderung. Sie liegen von der Hormon-Einnahme bis zu einer ärztlichen Bestätigung.
Zu Beginn des Studiums hatte Lukas Neuenschwander seinen Namen noch nicht amtlich geändert. Trotzdem akzeptierte die PH Bern seinen Namen Lukas. Der Student weiss aber, dass dies nicht selbstverständlich ist: «An der Universität Bern beispielsweise ist die Namensänderung viel komplizierter als an der PH.»
Amtliche Namensänderung notwendig
Zwangsouting
Doch auch an der PH Bern gibt es Probleme für Transmenschen. Beispielsweise stellt die PH Bern keine Diplome auf einen Namen aus, der noch nicht amtlich geändert wurde. Rein rechtlich gesehen wäre das jedoch kein Problem.
Gemäss Auskunft gegenüber Lukas Neuenschwander ist der Rechtsdienst der PH Bern jedoch der Ansicht, dass es Urkundenfälschung sei, Studierenden
ein Diplom auf einen noch nicht rechtskräftigen Namen auszustellen. Das zwingt transidente Studierende bei Bewerbungen zu einem Zwangsouting.
Bei Lukas Neuenschwander kam es nicht so weit, weil er seinen Namen noch vor dem ersten Diplom rechtzeitig amtlich bestätigen liess. Doch auch er hatte und hat immer noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, so beispielsweise in den verschiedenen Praktika. «Ich merke einfach, dass an den Schulen grosse Unsicherheiten im Umgang mit Transmenschen herrschen», sagt Lukas Neuenschwander.