Stadt Basel

Immer mehr Lehrlinge müssen in den Benimmkurs

Simon Binz
Simon Binz

Basel,

Sie kommen mit Trainerhosen, grüssen nicht oder schalten ihre PC's nicht ab: In den beiden Basel schicken immer mehr Betriebe ihre Lehrlinge in den Benimmkurs.

Benimmkurs
Lehrlinge lernen in den Benimmkursen unter anderem, dass man am Morgen seine Mitarbeiter grüsst. - Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Zahlreiche Lehrlinge haben offenbar Mühe mit den gängigen Anstandsregeln.
  • In Basel schicken deshalb immer mehr Betriebe ihre Lernenden in den Benimmkurs.

Die Generation Z bringt viele Veränderungen mit sich – auch im Arbeitsmarkt. Was früher noch als selbstverständlich galt, wird heutzutage oft nicht mehr als wichtig angesehen. Viele junge Menschen haben offenbar Mühe, sich an die gängigen Anstandsregeln zu halten.

Es ist ein Problem, mit dem offenbar auch immer Betriebe der beiden Basel konfrontiert sind. Verschiedene Betriebe schicken dort ihre Lehrlinge nämlich in Benimmkurse – unter anderem auch das Malergeschäft Marcel Fischer.

Finden Sie es gut, dass Lehrbetriebe ihre Lehrlinge in den Benimmkurs schicken?

Alle elf Lehrlinge der Firma sind in den Knigge-Kurs geschickt worden. «Unsere Etikette ist, wie wir draussen auftreten», begründet Domenico Forastefano, der stellvertretende Geschäftsführer, diesen Schritt gegenüber «Schweiz Aktuell».

Ob einer mit sauberen Kleidern ins Tram steige, wenn er ihr Logo auf dem T-Shirt trage, habe Einfluss auf das Ansehen der Firma, sagt er weiter. «Ich will Grundwerte wieder aufleben lassen, die wir in unserer Generation vielleicht mehr geniessen durften.»

Die Knigge-Kurse sind in der ganzen Schweiz beliebt

Auch Christian Rieder von «fit4school» sagt, dass viele Jugendliche heute weniger vertraut seien mit Benimmregeln als früher. Das habe er von Lehrbetrieben erfahren und sei der Grund, warum die Schule überhaupt solche Kurse in ihr Programm aufgenommen habe.

«Jugendlichen fehlt es oft an Orientierungspunkten. Früher war der Chef besser gekleidet gewesen als die Angestellten.» Das habe den Jugendlichen den Umgang mit Autoritäten in gewisser Weise einfacher gemacht.

Benimmkurs
11 Lehrlinge vom Malergeschäft Marcel Fischer haben den Knigge-Kurs in Basel besucht. - SRF/Screenshot

Rieder: «Flache Hierarchien können nämlich auch verwirren.» Der Knigge-Experte gibt ein Beispiel: Heute duze man den Vorgesetzten oft, was aber nicht unbedingt auch für die Mitglieder der Geschäftsleitung gelte.

Die Kurse sind gemäss Rieder in der ganzen Schweiz beliebt, allerdings kann er noch kaum Zahlen nennen. Man habe erst damit angefangen und sei nun etwas überrumpelt worden vom grossen Zuspruch.

«Nicht mit einer derart grossen Nachfrage gerechnet»

Auch der Wirtschaftskammer Baselland ist das Problem mit den fehlenden Anstandsregeln bei einigen Lernenden bekannt. Marc Scherrer, der zuständige Mann für die Ausbildung, sagt, er erhalte viele Anfragen von Lehrbetrieben.

Scherrer spricht davon, dass es sich oft um «banale Beispiele» handle. Nicht im Trainer zur Arbeit kommen, oder die Arbeitskollegen am Morgen freundlich begrüssen, den Computer bei Arbeitsschluss ausschalten und so weiter.

Gen Z
Viele Jugendliche gehen mit Jogginghose zur Arbeit. Ein Lokalunternehmen im Baselbiet bietet deshalb ein Anstandstraining für die Gen Z an. - Jan-Philipp Strobel/dpa

Das klappe zuweilen nicht, weshalb er den Kontakt zu «fit4school» hergestellt habe. Die Idee eines Knigge-Kurs habe den Lehrbetrieben gefallen. «Wir haben mit einer Nachfrage gerechnet, aber nicht mit einer derart grossen Nachfrage.»

Kommentare

User #2695 (nicht angemeldet)

Man muss nur schauen bei den jungen, immer und überall nur noch mit Handy am Ohr. Die jungen sind nicht mehr belastbar.

User #3468 (nicht angemeldet)

Gleichfalls, gilt auch für die Jugend. Mehr Respekt den Alten gegenüber.

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