Infektiologe: «Affenpocken könnten breite Bevölkerung befallen»
Laut Infektiologe Jan Fehr gehen die Affenpocken alle etwas an, sie könnten die breite Bevölkerung befallen. Er kritisiert die Schweizer Passivität.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Jan Fehr gehen die Affenpocken alle etwas an.
- Infektionskrankheiten hätten schon oft einen Weg in die breite Bevölkerung gefunden.
- Obwohl die Schweiz viele Fälle hat, fehlt die Impfung noch.
Rund 400 Fälle von Affenpocken wurden in der Schweiz bislang nachgewiesen, wöchentlich kommen rund 50 dazu. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist die Schweiz damit das sechstbetroffene Land weltweit. Die WHO hat den Notstand ausgerufen, die Schweiz aber ist passiv. Die Impfung gegen das Virus fehlt ebenso wie genügend Medikamente.
Diese Passivität kritisiert Infektiologe Jan Fehr von der Universität Zürich gegenüber SRF. Denn Infektionskrankheiten hätten schon oft den Weg in die breite Bevölkerung gefunden – «die Affenpocken gehen alle etwas an.» Aktuell sind hauptsächlich Männer, die mit Männern Sex haben, betroffen. Fehr aber ist überzeugt, dass auch andere Bevölkerungsgruppen von den Affenpocken befallen werden können.
Die Affenpocken sind eine Infektionskrankheit, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden. Laut Fehr sind rund 75 Prozent aller Ausbruchskrankheiten sogenannte Zoonosen, und sie werden in der Zukunft zunehmen. Denn die Klimaerwärmung verändere den Lebensraum vieler Tiere. «Sie kommen deswegen mit anderen Tieren in Kontakt und verbreiten neue Viren, die schliesslich auf den Menschen übertragen werden.»
Dies sei ein globales Problem, die Frage sei, wie gut man darauf vorbereitet sei. Die Schweiz sei da kein gutes Beispiel, so Fehr. Er lobt zwar die Therapien und die Spitzenmedizin als hochprofessionell, in der Prävention sei die Schweiz aber zu langsam.
Die Affenpocken werden bei engem Kontakt, beispielsweise beim Sex, oder nasser Aussprache übertragen. Anders als beim Coronavirus ist eine Übertragung über die Luft nicht möglich.