Kinderkrebstag: Fast jede Woche stirbt ein Kind in der Schweiz
Das Wichtigste in Kürze
- Am heutigen Montag findet der internationale Kinderkrebstag statt.
- Fast jede Woche stirbt in der Schweiz ein Kind an Krebs.
- Circa 80 Prozent der Kinderkrebsüberlebenden kämpfen mit Spätfolgen.
In der Schweiz erkranken jährlich rund 300 Kinder und Jugendliche an mehr als 60 verschiedenen Krebsarten. Obwohl vier von fünf die Krankheit dank medizinischer Fortschritte überleben, stirbt immer noch jedes fünfte Kind. Krebs gehört somit – nach Unfällen – zur zweithäufigsten Todesursache bei Kindern und Jugendlichen.
Kinderkrebsforschung in einer finanziellen Notlage
Kinderkrebs unterscheidet sich von den Krebserkrankungen, die bei Erwachsenen auftreten. Damit krebskranke Kinder optimal behandelt werden und die Spätfolgen verringert werden können, ist eine speziell auf sie zugeschnittene Forschung essenziell. Aus finanziellen Gründen ist das für die Pharmaindustrie jedoch weniger lukrativ als die Erforschung von Erwachsenenkrebs. So treiben fast ausschliesslich Kinderonkologen an spezialisierten Kinderspitälern die Kinderkrebsforschung voran.
Die staatlichen Mittel reichen aber bei Weitem nicht aus. Deshalb sind Kinderonkologen immer wieder gezwungen, sich über Spendengelder und Drittmittel zu finanzieren. Nur so erhält jedes Kind Zugang zur bestmöglichen Therapie und die Spätfolgen der intensiven Therapie und der Krankheit werden so weit als möglich reduziert.
«Diese Verantwortung kann nicht allein auf den Schultern der Kinderonkologen lasten. Wenn wir krebskranke Kinder weiterhin mit den bestmöglichen und modernsten Therapien behandeln wollen, muss die Forschung dringend finanziell besser unterstützt werden.» Dies sagt Valérie Braidi-Ketter, CEO von Kinderkrebs Schweiz.
Krebstherapien bei Kindern: Keine Kostenübernahmepflicht
Die meisten Medikamente, mit denen krebskranke Kinder und Jugendliche heute behandelt werden, sind eigentlich nur für Erwachsene zugelassen. Deshalb sind die Krankenkassen bei Kindern grundsätzlich nicht zu deren Kostenübernahme verpflichtet. Bisher zeigten sie sich mehrheitlich kulant, aber immer wieder werden manche Medikamente nicht oder nur mit viel Aufwand zurückerstattet, was für Eltern und Kinder äusserst belastend sein kann. Dieses Problem wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken.
So werden Kinder seit Langem mit Medikamenten behandelt, die schon seit Jahrzehnten auf dem Markt und deshalb im Vergleich zur Erwachsenenmedizin für die Krankenkassen kostengünstiger sind. Dank der medizinischen Fortschritte werden auch Kinder zunehmend Zugang zu moderneren Therapien haben. Personalisierte Medizin und Immuntherapien sind jetzt schon bei gewissen pädiatrischen Krebskrankheiten die Therapie der Wahl.
«Ihr Einsatz wird in den kommenden Jahren sicherlich zunehmen, was mit einem steigenden Kostendruck einhergehen wird», so Prof. Dr. Nicolas von der Weid, Kinderonkologe und Präsident von Kinderkrebs Schweiz.
Versorgungslücke bei Schmerztherapie
Kinder, die eine Krebserkrankung haben, leiden oft unter starken Schmerzen und benötigen die bestmögliche Schmerztherapie. Umso dringlicher wird es, wenn sie in ihren letzten Lebenswochen palliativ versorgt werden müssen. Bisher konnten Kinderonkologen auf ein sehr effizientes Schmerzmittel zurückgreifen, dessen Produktion nun eingestellt wurde. Ein alternatives Arzneimittel, das bei kleinen Kindern anwendbar wäre, gibt es nicht.
Zu wenig bekannt ist, dass mehrheitlich Kleinkinder unter vier Jahren an Krebs erkranken, diese Versorgungslücke trifft somit die kleinsten und schutzbedürftigsten Patienten. Ohne dieses Medikament müssen sie unter starken Schmerzen leiden, mit einer aufwendigen Schmerzmittelpumpe versorgt werden oder viel länger im Spital bleiben.
Zusammen mit Kinderonkologen und weiteren Partnern aus dem Gesundheitsbereich hat Kinderkrebs Schweiz das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aufgefordert, dringend eine Lösung für dieses Problem zu finden. «Der Handlungsspielraum des Bundes ist in der Medikamentenbesorgung generell begrenzt und vom Gesetzgeber so gewollt», so das BAG. Eine Aussage, die für die betroffenen Kinder schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringt.
Zugang zu den bestmöglichen Behandlungen
Der internationale Kinderkrebstag am 15. Februar 2021 zeigt auf, mit welch grossen Herausforderungen Kinder, Eltern und ehemalige Kinderkrebspatienten immer noch zu kämpfen haben.
In der Schweiz geht es darum, wichtige gesellschaftspolitische Weichen zu stellen, in Bezug auf eine bessere Forschungsförderung, auf die Rückerstattung aller für eine Behandlung notwendigen Medikamente sowie im Hinblick auf eine bestmögliche Schmerztherapie.
Nur so kann sichergestellt werden, dass alle betroffenen Kinder und Jugendlichen Zugang zu den bestmöglichen Behandlungen erhalten. Dafür setzt sich Kinderkrebs Schweiz ein.
Wer steht hinter «Kinderkrebs Schweiz»?
Der Dachverband Kinderkrebs Schweiz (KKS) wurde 2015 von namhaften Kinderkrebsorganisationen gegründet. Im Fokus der Tätigkeiten steht der gemeinsame Kampf gegen Krebserkrankungen und deren Spätfolgen bei Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel, die Situation der Betroffenen schweizweit zu verbessern.
Dazu gehören die Optimierung der Behandlungsmöglichkeiten, die Entwicklung neuer und für alle zugänglicher Therapien und Medikamente, eine bessere psychosoziale Betreuung der betroffenen Familien sowie eine optimale Nachsorge und Betreuung für Kinderkrebsüberlebende, die Survivors.
Kinderkrebs Schweiz engagiert sich in all diesen Bereichen auf nationaler Ebene mit eigenen Projekten, PR- und Sensibilisierungskampagnen, politischem Engagement, einer nationalen Anlaufstelle für Survivors sowie der Bereitstellung von finanziellen Mitteln. Mehr Informationen und Spenden unter www.kinderkrebs-schweiz.ch.