Klima der Angst: Missbrauchsvorwürfe gegen Tanzakademie Zürich
Die Tanzakademie Zürich sieht sich mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Ehemalige Schüler berichten von einem Klima der Angst.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegen die renommierte Zürcher Tanzakademie werden Missbrauchsvorwürfe erhoben.
- 13 ehemalige Schüler sprechen von Erniedrigung, Bodyshaming und körperlicher Gewalt.
- Die ZHdK, zu der die Zürcher Tanzakademie gehört, hat eine Untersuchung eingeleitet.
Seit Jahren herrscht an der Zürcher Tanzakademie (taZ) offenbar ein Klima der Angst. Gemäss 13 ehemaligen Schülerinnen und Schülern komme es zu Schikanen, Demütigungen und gar körperlicher Gewalt. Es werde mit viel Druck und einem System von schwarzer Pädagogik gearbeitet.
Diese Vorwürfe erheben die zwischen 2007 und 2021 an der Schule ausgebildeten Tänzer gegenüber der Wochenzeitung «Die Zeit». Sie seien mit extremen Gewichtsvorgaben und Bodyshaming konfrontiert gewesen.
Zur Strafe an die «Stange der Schande»
Besonders schlimm: Es habe ein Body-Mass-Index von 16 bis 18 eingehalten werden müssen, sagt Journalistin Barbara Achermann gegenüber dem «SRF». Bei Experten gilt dies nicht nur als zu tief, sondern auch als untergewichtig.
Solche Gewichtsvorgaben hätten bei den Kindern und Jugendlichen zu Essstörungen geführt. Bei jungen Frauen sei dazu auch die Menstruation ausgeblieben.
Den Aussagen der Ex-Schüler zufolge kam es teilweise auch zu körperlicher Gewalt. Zahlreiche litten zudem an Depressionen, Angstzuständen, Mager- und Brechsucht sowie Suizidgedanken. Bei einigen dauere das Leiden noch heute an.
Besonders schikanierend soll zudem die «Stange der Schande» gewesen sein. An dieser mussten Kinder tanzen, die aus der Sicht der Lehrer nicht gut genug für den regulären Unterricht waren.
ZHdK leitet Administrativuntersuchung ein
Der Rektor der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), der die Tanzakademie angehört, leitete als Reaktion am Dienstag eine Administrativuntersuchung ein. Die ZHdK teilte mit, bis zum Abschluss der Untersuchung Ende Jahr keine detaillierte Stellung beziehen zu können.
Wie «Die Zeit» weiter berichtet, wusste die Leitung der Hochschule schon seit Jahren von inkorrekten Behandlungen der Schüler. Das bestätigt Marijke Hoogenboom, Departementsleiterin Darstellende Künste & Film an der ZHdK. Ihr seien an der «taZ» Fälle bekannt, wo sich Dozierende gegenüber Schülern «in Wortwahl, Ton oder Unterrichtspraxis unangemessen verhalten haben».
Als Reaktion habe man deshalb bereits «Massnahmen, Regularien und transparente Prozesse zur Qualitätssicherung eingeführt». Die Zeitung berichtet, dass es dennoch sicherlich bis letztes Jahr zu Misshandlungen der Kinder und Jugendlichen gekommen sei.
Die Tanzakademie Zürich ist eine international bekannte Ausbildungsstätte für klassischen Tanz. Sie gilt als eine der renommiertesten staatlichen Ballettschulen der Welt.