Drogen

Kokser lässt Drogen-Reste im Berner ÖV – Eltern geschockt

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Bern,

Ein Mann konsumiert im Berner ÖV am helllichten Tag Kokain und hinterlässt Spuren. Im Bus sind auch Eltern mit Kindern – sie reagieren geschockt.

Kokain Bernmobil öv Drogen
Nachdem bei einer Haltestelle Leute einsteigen, steht der Konsument hastig auf – bei seinem Sitz hinterlässt er Kokain-Spuren. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Kokain-Konsument hinterlässt bei seinem Bus-Sitz weisse Spuren.
  • Anwesende Eltern nehmen ihre Kids zur Seite und sind empört.
  • Die städtischen ÖV-Betriebe erklären, wie sie mit Drogen-Konsum umgehen.

Die Bus-Tür geht auf. An der Haltestelle, etwa fünf Minuten vor dem Berner Bahnhof, steigen drei Mütter ein. Mit dabei sind auch vier Kinder.

Im Einer-Abteil, gleich neben dem Eingang, sitzt ein Mann mittleren Alters. Der ganz offensichtlich beschäftigt ist. Als die Tür schon offen ist, schnupft er eine Linie Kokain.

Nun fällt auch ihm auf, dass er dies nicht mehr unbeobachtet tut. Hastig steht er auf, läuft im Bus weiter nach vorne. Bei der nächsten Haltestelle wird er aussteigen.

In Flagranti erwischt. Die Eltern schauen sich geschockt an und nehmen ihre Kinder zu sich, als sich diese setzen wollen.

Aus gutem Grund, denn: Der Kokser hat unübersehbare Resten hinterlassen (Bild oben). Auf dem Sitz und am Boden liegen verschüttete Häufchen des weissen Pulvers.

«Das ist doch nicht mehr normal, da muss doch etwas gemacht werden!?», sagt eine der Mütter. «Bei was allem müssen meine Kinder heute eigentlich zusehen, wenn sie Bus fahren?»

Eine andere entgegnet: «Jetzt schon am helllichten Tag – nächstes Mal nehmen wir das Auto.»

Bernmobil analysiert gefundene Substanzen nicht

Die Eltern empören sich. Eine Meldung bei Bernmobil oder bei der Kantonspolizei Bern machen sie aber nicht, wie es auf Nachfrage von Nau.ch heisst.

«Wir beobachten keine vermehrten Verstösse gegen unsere Verhaltensregeln», versichert Rolf Meyer, Leiter Kommunikation bei Bernmobil. Die Fahrzeuge würden jeden Abend geputzt, eine Analyse der herumliegenden Substanzen werde nicht gemacht.

Würde es dich stören, wenn im ÖV jemand vor dir Kokain konsumiert?

Die Kontrolleure seien aber speziell für solche Situationen ausgebildet. Falls Drogenkonsum im Bus oder Tram gesehen werde, «wird die betroffene Person höflich gebeten, dies zu unterlassen. Und/oder das Fahrzeug zu verlassen.»

Dann würde man die Polizei informieren. «Falls ein widerrechtliches Verhalten in unseren Fahrzeugen erfolgt, bringen wir dies zur Anzeige. Sofern dies der Situation angemessen ist.»

In Zürich, Basel und St.Gallen wird sofort die Polizei informiert

Offenen Drogenkonsum in den Fahrzeugen gibt es zwar auch in Zürich, so VBZ-Sprecher Leo Herrmann. Hier herrscht aber Nulltoleranz. Sehen die Kontrolleure etwa einen Kokser, so seien sie angewiesen, «umgehend die Polizei zu avisieren».

Auch in Basel würde «sofort die Polizei eingeschaltet», sagt Matthias Steiger, Sprecher der Basler Verkehrs-Betriebe.

Kokain
Am höchsten ist der Kokain-Konsum in der Schweiz bei 20- bis 34-Jährigen. Männer konsumieren häufiger als Frauen. - Sucht Schweiz

«In St. Gallen wird der Konsum von illegalen Drogen im öffentlichen Verkehr nicht toleriert», unterstreicht Michael Augsburger. Er ist Leiter Betrieb der Verkehrsbetriebe St. Gallen.

Erwische das Personal jemanden in flagranti, werde die Polizei informiert. Auch wenn man Substanzen finde, bei denen unklar sei, ob es sich um Drogen handle, folgt der Polizei-Anruf. Die Beamten könnten die Substanz dann analysieren.

Drogen-Reste oder Utensilien zum Drogen-Konsumieren finde das Reinigungsteam in St. Gallen vor allem in Bussen vor, «die zu später Stunde verkehren.»

Schweizer schnupfen (wohl mehr als) fünf Tonnen Koks pro Jahr

Wie Zahlen von Sucht Schweiz zeigen, gab es letztes Jahr 9438 Verzeigungen wegen Kokainkonsums. Das macht rund einen Drittel aller Verzeigungen wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz aus.

Hast du schon mal Kokain konsumiert?

2018 schätzte eine Studie: Schweizer und Schweizerinnen schnupfen und rauchen im Jahr fünf Tonnen Kokain im Wert von rund 500 Millionen Franken. Genaue Daten fehlen, vieles deutet aber darauf hin, dass es heute noch mehr sind.

Die Kokainrückstände im Abwasser in den grossen Schweizer Städten nehmen tendenziell zu. 2023 war der Pro-Kopf-Konsum in Zürich, Lausanne und Chur am höchsten. Die Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik sagt aus, dass etwa ein Prozent der Erwachsenen Kokain konsumiert (2022).

«Ein Gramm Kokain kostet im Moment weniger als 100 Franken»

Weil Kokain verbreiteter ist als früher, könne es auch sein, dass es öfters in der Öffentlichkeit zu Konsum kommt. «Dies könnte aber auch mit den neuen offenen Drogenszenen zu tun haben», so Sucht-Schweiz-Sprecher Markus Meury.

Kokain sei heute in verschiedenen Milieus präsent. So etwa in Randgruppen, die konsumieren, was gerade erhältlich ist. Andererseits im Nachtleben und in verschiedenen Berufsgruppen, «die manchmal etwas klischeehaft genannt werden», so Meury.

Sicher ist, dass Kokain heute nicht mehr hauptsächlich von wohlhabenderen Schichten konsumiert wird. Was nämlich in allen Städten etwa gleich ist: «Ein Gramm Kokain kostet im Moment weniger als 100 Franken

Kommentare

User #2984 (nicht angemeldet)

Butler hätte es Aufgeschnifft.

User #1289 (nicht angemeldet)

Selensky war auf Staatsbesuch in Bern und benutzte den ÖV..... 😤🤧😵‍💫🤞💯

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