Kritische Fragen im Thurgau zu Impfstart und Hirslanden-Auftrag
Das Wichtigste in Kürze
- Die Impfkampagne brachte den Thurgau in der vergangenen Woche gleich zwei Mal in die Negativschlagzeilen.
Zuerst machte der «Tages-Anzeiger» publik, dass sich der südafrikanische Milliardär Johann Rupert am 11. Januar im Thurgau gegen das Virus hatte impfen lassen - obwohl Rupert Wohnsitz im Kanton Genf hat.
Kurz darauf veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit ( BAG) Zahlen zum Impfstart in den Kantonen - der Thurgau belegte dabei den letzten Rang. Gesundheitsdirektor Urs Martin (SVP) nahm am Mittwoch im Grossen Rat dazu Stellung. Er wehrte sich gegen mediale Kritik am Thurgau als «Impftrödler».
«Wir werden in den nächsten Tagen das Feld von hinten aufrollen», sagte Martin. Das von der Hirslanden-Gruppe betriebene Impfzentrum in Frauenfeld laufe gut. Kommende Woche nehme das zweite Zentrum auf einem Bodensee-Schiff in Romanshorn im Beisein von Bundesrat Alain Berset den Betrieb auf.
Zwei FDP-Vertreter reichten im Rat kritische Fragen ein. «Weshalb kommt der Thurgau beim Impfen nicht auf Touren?», wollen sie wissen. Die Regierung soll Auskunft geben zur Vergabe des Impfauftrags an die Hirslanden-Klinikgruppe - die ehemalige Arbeitgeberin des Gesundheitsdirektors.
Der Thurgau habe zwei moderne Kantonsspitäler und ein etabliertes Hausarztpraxen-Modell, heisst es in der einfachen Anfrage. Dennoch habe die Regierung den Impfauftrag an eine Drittfirma vergeben. Risikopersonen müssten für die Impfung durch den ganzen Kanton nach Frauenfeld reisen, kritisieren die Fragesteller.
Regierungspräsident Walter Schönholzer äusserte sich im Rat zur Impfung des Hirslanden-Mitbesitzers Johann Rupert im Thurgau. Kein Mitglied der Regierung habe davon gewusst, erklärte er. Das Vorgehen der Hirslanden-Gruppe sei für die Regierung «störend».
Rupert, Mitbesitzer der Hirslanden-Gruppe, hat seinen Wohnsitz im Kanton Genf, liess sich aber am 11. Januar als Testperson im Thurgau impfen. Nach öffentlicher Kritik entschuldigte sich Hirslanden-CEO Daniel Liedtke. In einem offenen Brief an die Thurgauer Bevölkerung bezeichnete er das Vorgehen als «unsensibel».