Künstlerischer Blick auf die Evolution im Kunstraum H. Geiger Basel

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Basel,

Die Kulturstiftung Basel H. Geiger zeigt Kunstlandschaften des Solothurner Künstlers Carlo Borer. Mit seinen Werken spürt er den evolutionären Lauf des Anthropozäns nach.

Blick in die begehbare Statistik des Anthropozäns von Carlo Borer in der Ausstellung «Sleeping with Gods» in Basel.
Blick in die begehbare Statistik des Anthropozäns von Carlo Borer in der Ausstellung «Sleeping with Gods» in Basel. - sda - Kbh.G

Natürlich sind es Kunstwerke oder besser, ein vielschichtig zusammenhängendes Werk, das der Solothurner Künstler Carlo Borer für seine Ausstellung «Sleeping with Gods» in der Kulturstiftung Basel H. Geiger geschaffen hat. Es sind wand- und raumfüllende Kunstlandschaften, die über eine sinnliche Anziehungskraft verfügen, der man in einem Fall auch physisch nachgeben kann.

Man ahnt, dass sich hinter der wunderlich gekünstelten Wiesenlandschaft mit dem zentralen konischen Gebilde aus poliertem Stahl mehr steckt als ein ästhetisch ansprechender Erholungsraum. Dasselbe gilt für das wandfüllende, ausgebeulte Riesenpuzzle oder für das riesige, trompetenförmige Gebilde aus Chromstahl, das sich auf einem Schrotthaufen mit Neon-Nummern abstützt.

Der Schöpfer dieser wundersamen Formenwelten sagt auf die Frage nach den Hintergründen, dass er die sinnlichen Eindrücke erst einmal nicht durch Erklärungen zum «knallharten» Inhalt stören möchte. Lange hält er das Schweigen zu seinem Werk aber nicht aus. Und dann sprudelt es richtiggehend aus ihm raus.

Hinter jedem Teilwerk von «Sleeping with Gods» stecken minutiöse Recherchen, mathematisch detaillierte Berechnungen und erfundene Geschichten zum Lauf der Evolution im Anthropozän. Der Formenerfinder Carlo Borer entpuppt sich dabei quasi als künstlerischer Dokumentarist des beschleunigten Ressourcenabbaus nicht nur dieser Welt.

Das konische Gebilde im Zentrum der Wiesenlandschaft sei ein exaktes dreidimensionales Abbild der UN-Wachstumskurve der Bevölkerung vom Jahr null bis 2030. Die kleineren Gebilde aus Gras drumherum zeichnen wiederum das Aussterben verschiedener Tierarten nach. Hinter der Schönheit der Landschaft verbergen sich also knallharte Fakten einer dreidimensionalen, begehbaren Statistik des Laufs des Anthropozäns.

Etwas weiter in Richtung des Fiktionalen bewegt sich Borer mit dem, riesigen, reliefartigen und metallfarbenen Puzzle mit dem Titel «Reconstruction». Es sei dies, so der Künstler, ein vielleicht durch eine Katastrophe dereinst zerstückelter Ausschnitt der Mondoberfläche. Dieser Ausschnitt sei, so die Geschichte des Künstlers, im Sinne einer Tat-Rekonstruktion wieder zusammengesetzt worden.

Bei der Mondoberfläche habe er sich, wenn auch künstlerisch etwas überhöht, an Karten der Nasa gehalten, so Borer. Jedes Einzelteil sei von einem Wissenschaftler verifiziert worden, was auf Etiketten auch festgehalten ist. Die Geschichte dahinter aber sei natürlich Fiktion. Wohl im Sinne, dass der Künstler hofft und auch glaubt, dass die Uhr des Anthropozäns noch nicht auf fünf nach zwölf steht.

Die Ausstellung «Sleeping with Gods» in der Kulturstiftung Basel H. Geiger läuft noch bis am 10. Juli. Der Eintritt ist frei. Ein ebenfalls kostenloser Katalog ist in Vorbereitung.

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