Im Sommer wurde Lauterbrunnen BE von Touristen überrannt. Anwohner sind verzweifelt und sehen sich als «Angestellte in einem Freizeitpark».
Lauterbrunnental
Das Lauterbrunnental im Berner Oberland. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Tourismus in Lauterbrunnen BE boomt – für die Anwohner eine Herausforderung.
  • Verkehrschaos und vollgestopfte Strassen lösen bei den Einheimischen grossen Unmut aus.
  • «Wir haben einfach keinen Platz mehr», heisst es etwa.
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Unzählige Touristen fluteten diesen Sommer die Berner Gemeinde Lauterbrunnen. Für die Einheimischen eine Herausforderung – die Freude über die Besucher ist längst verflogen.

Stattdessen ist der Unmut gross. Das zeigte sich auch an der Bezirksversammlung, die am Mittwoch stattgefunden hat. Eine Anwohnerin klagt: «Wir verzweifeln schier, wir Einheimischen haben in Lauterbrunnen einfach keinen Platz mehr.» Darüber berichtete SRF.

Ein Einwohner ärgert sich besonders über das Verkehrschaos. «Ich habe das Gefühl, dass ich neben einer Autobahn wohne, die Leute fahren rein ins Tal und wieder raus. Das ist lästig.» Grund: Tagestouristen mieten ein Auto, fotografieren den bekannten Staubbachfall und gehen gleich wieder.

«Können nicht entfliehen»

Hinzu kommen vollgestopfte Strassen, die zu Problemen führen: «Die Leute gehen nicht weg auf dem Trottoir», sagt eine Anwohnerin. Besonders unangenehm ist das für Ältere: «Gerade alte Leuten wissen sich kaum mehr zu helfen.»

Lauterbrunnen
Das Berner Oberland ist bei Touristen äusserst beliebt.
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Blick in die Berner Gemeinde Lauterbrunnen.
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Auch in Iseltwald BE kommen die zahlreichen Touristen bei den Einheimischen nicht nur gut an.

Auch Dorfpfarrer Markus Tschanz sorgt sich um die Gemeinde: «Wir fühlen uns wie Angestellte in einem Freizeitpark.» Sogar der Schreiner müsse alle Sprachen können – und sei zum «Tourismusmitarbeiter» geworden. «Der Sache entfliehen können wir nicht, denn wir wohnen hier.» Die Bewohner wollen sich gegen die Flut wehren – doch so einfach ist das nicht.

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Gemeindepräsident Karl Näpflin sagt dazu: «Wir müssen die Leute bereits abholen, bevor sie in die Jungfrauregion kommen. Sie müssen unsere Regeln und Verhaltensweisen im Tal kennen, nur so können sie ihren Aufenthalt mit uns verbringen.» Nun hoffen die Einwohner, mit Ticket-Eintritten und Schranke für den Staubbachfall etwas Ordnung zu schaffen. Weitere Lösungen sollen mit den Jungfraubahnen ausgearbeitet werden.

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