Le Matin: Trauer an letzter Redaktionssitzung bei Westschweizern
Die letzte Ausgabe des «Le» auf Papier erscheint am Samstag. Die Redaktionssitzung zu ihrer Vorbereitung am Freitag stand im Zeichen der Trauer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die letzte Ausgabe des «Le Matin» wird diese Woche publiziert.
- Die ganze Redaktion ist traurig,
Es sei ein schwieriger und trauriger Moment, die Reaktion werde aber ihre Arbeit bis zum Ende tun, erklärte der scheidende Chefredaktor Grégoire Nappey gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Le Matin» erscheint künftig nur noch im Internet.
Künftig soll die digitale Ausgabe von einer 15-köpfigen Redaktion verfasst werden. Mit der Einstellung von «Le Matin» auf Papier droht 41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verlust des Arbeitsplatzes.
Die letzte gedruckte Ausgabe soll etwas Besonderes werden. Sie wird gemäss Nappey eine Zeitung der Leserschaft, die mit Fotos ins Zentrum gerückt wird. Ebenfalls im Fokus steht die Belegschaft, deren Wege sich am Montag trennen. Die Redaktion habe freie Hand, die Welt zu erklären und ein letztes Wort an die Leser zu richten, erklärte der scheidende Blattverantwortliche.
Nicht betroffen vom Abbau die Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche». Die Zeitung erscheint weiterhin in gedruckter Form. Auch werden dort keine Stellen abgebaut.
Tamedia beendet Vermittlung
Das Zürcher Verlagshaus gibt neben «Le Matin» und «Le Matin Dimanche» in der Westschweiz die Zeitungen «Tribune de Genève», «24 heures» und die Gratiszeitung «20 minutes» heraus. Tamedia hatte «24 heures», «Tribune de Genève», «Le Matin» und «Le Matin Dimanche» vor acht Jahren vom Medienhaus Edipresse gekauft.
Der Zürcher Tamedia-Verlag hatte am Donnerstag die Vermittlung durch die Waadtländer Kantonsregierung im Konflikt mit den Angestellten für beendet erklärt. Sie sei nicht branchengerecht. Stattdessen wollte der Konzern sich auf den im März eingeleiteten Prozess bei der kantonalen Schlichtungsstelle für kollektive Arbeitskonflikte konzentrieren.
Dabei geht es primär um den Sozialplan. Mit diesem sollen die Auswirkungen der Kündigungen abgefedert werden und die Gekündigten Hilfe bei der Jobsuche erhalten. Allerdings bestritten die Medienschaffenden und Gewerkschaften, dass die Sozialpartner die Mediation in gegenseitigem Einvernehmen verlassen hätten, wie dies der Tamedia-Verlag kommuniziert hatte.
«Handstreichartiges» Vorgehen
Der Austritt von Tamedia aus der Mediation sei einseitig und ohne Vorankündigung an die Sozialpartner erfolgt, schrieben sie in einer Mitteilung. Zudem basiere der Schritt auf einer Lüge. Es sei falsch, zu behaupten, die Redaktionen in der Romandie hätten ihr Einverständnis zur Einstellung der gedruckten Zeitung gegeben.
«Die Wahrheit auf diese Art zu verdrehen, ist eines Medienunternehmens nicht würdig», hiess es seitens der Gewerkschaften Impressum und Syndicom sowie der Westschweizer Tamedia-Redaktionen. Das Ganze sei eine reine Alibiübung von Tamedia, um so «handstreichartig» sämtliche Alternativvorschläge der Redaktionen vom Tisch wischen zu können.
Streik bei Tamedia Romandie
Anfang Juli waren die Angestellten von Tamedia Romandie in einen unbefristeten Streik getreten. Zuvor hatte der Konzern drei Vorschläge der Redaktion zur Rettung von «Le Matin» als meistgelesene Zeitung der Romandie abgelehnt. Dies brachte das Fass zum Überlaufen.
Nach drei Tagen suspendierten die Journalisten den Streik zugunsten des nun von Tamedia beendeten Schlichtungsverfahrens durch den Kanton Waadt.
Tamedia begründete die Einstellung der gedruckten Ausgabe von «Le Matin» mit den seit 20 Jahren anhaltenden Verlusten. Im vergangenen Jahr lag das Defizit von «Le Matin» bei rund 6,3 Millionen Franken, über die letzten zehn Jahre gesamthaft bei 34 Millionen Franken.
Trotz grosser Anstrengungen habe keine nachhaltige Lösung gefunden werden können, um das gedruckte Angebot der Zeitung aufrechtzuerhalten, hielt der Konzern fest.