Lehrermangel: Schüler suchen verzweifelt Lehrperson über Facebook

Die Schülerinnen und Schüler der Primarschule Arni-Landiswil im Emmental suchen über Facebook mit einem herzigen Plakat eine neue Lehrkraft.

Das Plakat mit dem Lehreraufruf.
Das Plakat mit dem Lehreraufruf. - Facebook/@SchuleArniLandiswil

Das Wichtigste in Kürze

  • Emmentaler Schüler greifen zu Farbstift und Papier, um noch eine Lehrperson zu finden.
  • Die Plakate hängten sie an Wände und posteten sie auf Facebook.
  • Der Lehrermangel ist in vielen Kantonen liegt an den schlechten Anstellungsbedingungen.

In 33 Minuten erreicht man mit dem Auto von Bern das Dorf Landiswil im Emmental. Dort steht im Schulhaus Arni-Landiswil ein leerer Stuhl: Jener der Unterstufen-Lehrkraft für die 1.-3. Klasse. Die Schule sucht bisher erfolglos. Auf Facebook werben die Schülerinnen und Schüler nun mit bunten Zeichnungen für ihre Schule.

«Nett und lustig» soll die neue Lehrkraft sein und «vile Ideen» muss sie haben. Für die Schulleitung ist zudem wichtig, dass die Person sportlich ist und strukturiert arbeiten kann. Dafür locken bewährte Strukturen und motivierte SchülerInnen. Kurz vor den Sommerferien hat die Unterstufe Landiswil noch immer keine Lehrperson.

Das Schulhaus Arni-Landiswil im beschaulichen Emmental.
Das Schulhaus Arni-Landiswil im beschaulichen Emmental. - Facebook/@SchuleArniLandiswil

Ist Bildung das höchste Gut?

Der Lehrermangel ist ein bekanntes Problem, nicht nur im Kanton Bern. Schwierige Schüler, nörgelnde Eltern und höhere Belastungen durch den Lehrplan 21. Im Kanton Bern sind zudem die Löhne speziell tief, erklärt Anna-Katharina Zenger, vom Berufsverband Bildung Bern, gegenüber «TeleBärn». Zudem: «Viele Lehrkräfte gehen derzeit in Pension, gleichzeitig steigen vielerorts die Schülerzahlen und es gibt viele, die Teilzeit arbeiten.»

War der Lehrermangel bisher vor allem in ländlichen Gemeinden akut, greift es nun auch auf Agglomerationen und Städte über. Daniel Wildhaber, Schulleiter Volksschule Schlossmatt Münsingen, hat in diesem Jahr erstmals seit 15 Jahre noch nicht alle Stellen für das nächste Schuljahr besetzen können. «Bisher konnte ich alle Leute, die ich ab August brauche, bis jeweils im Dezember finden können.»

Trotz vieler PH-Studierenden wenig reizvoll

Der Lehrerberuf ist trotz den schlechten Anstellungsbedingungen beliebt: Immer mehr studieren an der Pädagogischen Hochschule in Bern. Daniel Steiner, Leiter des Instituts Vorschul- und Primarstufe an der PH Bern, ist bemüht, dem Lehrermangel entgegenzuwirken und den Schulen Lösungen anzubieten: «Studierende im letzten Jahr haben die Möglichkeit an Schulen zu gehen, um diese zu unterstützen.»

Diese könnten zwar vorübergehend dem strukturellen Lehrermangel entschärfen. Längerfristig sei es jedoch unbedingt nötig, die Anstellungsbedingungen, speziell den Lohn, für Lehrkräfte zu verbessern, betont Anna-Katharina Zenger.

Kanton Zürich meldet ebenfalls Vakanzen

Auch der Kanton Zürich kämpft: Drei Wochen vor den Sommerferien sind noch immer fast 280 Lehrerstellen unbesetzt. Vor allem Kindergartenlehrpersonen und Heilpädagogen sind knapp. Auch im Kanton Zürich nehmen die Schülerzahlen zu. Allein im Kindergarten wurden in den letzten vier Jahren rund 200 zusätzliche Klassen eröffnet.

Um die Heilpädagogik-Vakanzen abdecken zu können, sollen nun im Kanton Zürich auch Regelklassenlehrer eingesetzt werden. Zürich kennt zudem einen Studiengang für Quereinsteiger.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen