«Mass voll»-Rimoldi protestiert mit Waffe – Polizei greift ein
«Mass-voll»-Präsident Nicolas Rimoldi hat sich bei einer Anti-EU-Demo mit einer Hellebarde präsentiert. Die Polizei greift nicht ein – später dann aber doch.
Das Wichtigste in Kürze
- Nicolas Rimoldi trug bei einer Demonstration in Bern eine Hellebarde bei sich.
- Dabei handelt es sich um eine alte Schweizer Hieb- und Stichwaffe.
- Bei Nau.ch erklärt sich der «Mass-voll»-Präsident.
Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) sind mittlerweile abgeschlossen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist heute Freitag für den Abschluss nach Bern gereist.
Die Corona-Massnahmen-kritische Bewegung «Mass-voll» um Nicolas Rimoldi hatte bereits im Vorfeld Proteste gegen den Besuch und die Verträge angekündigt. Bereits am Freitagmorgen demonstrierte ein Trüppchen von rund einem Dutzend Personen auf dem Bundesplatz in Bern.
Auf dem Banner plakatierte «Mass-voll» provokativ: «Fremde Vögte raus! Die Schweiz bleibt frei.»
Doch nicht nur das: Wie Fotos auf X zeigen, trug Nicolas Rimoldi bei der Mini-Kundgebung eine Hellebarde bei sich. Das ist eine Hieb- und Stichwaffe aus dem späten Mittelalter.
Rimoldi bestätigt gegenüber Nau.ch: «Ja, die Hellebarde ist echt.» Sie sei als «Zeichen der Schweizer Unabhängigkeit» zu verstehen.
Schweizer kämpften mit Hellebarden im Mittelalter
Was der «Mass-voll»-Präsident damit meint: Die Waffe wurde vor allem von Schweizer Soldaten und Söldnern im 14. bis zum 16. Jahrhundert verwendet.
Sie galt als effiziente Waffe der Schweizer. Noch heute trägt die Schweizergarde im Vatikan Hellebarden bei sich.
Rimoldi sagt, er habe das Tragen der Hellebarde im Vorfeld juristisch abgeklärt – die Kantonspolizei Bern sei nicht eingeschritten.
Polizeisprecherin Sarah Wahlen bestätigt den Sachverhalt auf Anfrage von Nau.ch. Sie weist darauf hin, dass die Kundgebung von der Stadt bewilligt war.
Wahlen erklärt: «Bei einer Hellebarde handelt es sich um einen gefährlichen Gegenstand. Dieser fällt für sich nicht unter das Waffengesetz.»
Hier müsse die Polizei jeweils überprüfen, ob eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit vorliegt oder nicht.
Hellebarden sind nicht per se verboten
Die Berner Polizeisprecherin erklärt: «Ist die Absicht hinter dem Mitführen eines solchen Gegenstandes unklar oder nicht nahvollziehbar. Oder fühlen sich Personen gefährdet oder werden beispielsweise sogar bedroht, kann ein solcher Gegenstand gemäss Polizeigesetz sichergestellt werden.»
Heisst also für die Hellebarde bei Rimoldis Mini-Demo auf dem Bundesplatz: Die Polizei kam zum Schluss, dass Rimoldi niemanden damit bedroht. Und es fühlte sich offenbar niemand von der Hellebarde gefährdet.
«Jeder soll eine Hellebarde mit sich tragen, um ein Zeichen gegen die Verträge zu setzen», posaunt Rimoldi gegenüber Nau.ch heraus.
Polizei «entwaffnet» Rimoldi am Flughafen
Und so war Rimoldi auch am heutigen Freitagmittag mit einer Hellebarde bewaffnet. Ausserhalb des Geländes des Flughafens Belp BE wartete er auf die Ankunft von Ursula von der Leyen. Und protestierte dagegen.
Auf der Plattform X klagt er: «Polizei entwaffnete mich und nahm mir meine Hellebarde weg!»
Die Kantonspolizei Bern bestätigt dies, ohne weiter darauf einzugehen.
Folgerichtig bedeutet das: Die Polizei kam in diesem Fall zum Schluss, dass sich Personen durch eine Hellebarde beim Flughafen bedroht fühlen könnten.
Heisst: Der Kontext ist ein anderer als bei der Kundgebung auf dem Bundesplatz – deshalb wurde ihm die Waffe weggenommen.
Doch lange musste der «Mass-voll»-Präsident darauf nicht verzichten. Rimoldi erklärt am Freitagnachmittag: «Ich habe die Hellebarde soeben beim Polizeiposten wieder abgeholt.»