Minderjährige Prostituierte: Aargauer Bordellbetreiberin angeklagt
Die Aargauer Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Haft für eine Bordellbetreiberin, die zwei minderjährige Prostituierte angeboten haben soll.
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Die Aargauer Staatsanwaltschaft fordert für eine Betreiberin eines Bordells im Bezirk Baden eine Freiheitsstrafe von vier Jahren. Die 60-jährige Ungarin soll zwei minderjährige Prostituierte in ihrem Etablissement angeboten haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau gemäss einer Mitteilung vom Montag vor, dass diese bereits bei der Einschleusung der Teenager in die Schweiz über deren Alter Bescheid gewusst habe und sie teilweise auch ausdrücklich als Minderjährige angeboten habe.
Nach dem Abschluss der Untersuchungen klagt die Staatsanwaltschaft die Bordellbetreiberin deshalb nun wegen qualifizierten Menschenhandels und mehrfacher Förderung der Prostitution von Minderjährigen an. Vor Gericht wird sie neben der Freiheitsstrafe auch einen Landesverweis von zehn Jahren fordern.
Rezeptionistinnen bereits verurteilt
Die Bordellbetreiberin gilt als Hauptbeschuldigte. Sie ist aber nicht die Einzige, die sich vor den Strafbehörden verantworten musste. Zwei Rezeptionistinnen des Bordells wurden bereits wegen mehrfacher Förderung der Prostitution im abgekürzten Verfahren rechtskräftig verurteilt.
Die beiden Ungarinnen im Alter von 36 und 45 Jahren waren gemäss Mitteilung für «Termin und Dienstleistungsvereinbarungen im Betrieb zuständig». Sie wurden zu bedingten Freiheitsstrafen von 14 und 16 Monaten sowie Landesverweisen von fünf Jahren verurteilt.
Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Freier
Auch gegen mehrere Freier ermittelte die Aargauer Staatsanwaltschaft. Ein 44-jähriger Schweizer, der gezielt nach einer minderjährigen Prostituierten verlangt hatte, muss sich demnächst wegen sexueller Handlungen mit Minderjährigen gegen Entgelt vor Gericht verantworten. Ihm droht gemäss Anklage eine bedingte Freiheitsstrafe von acht Monaten sowie ein Tätigkeitsverbot.
Fünf weitere Bordellbesucher wurden mittlerweile schon rechtskräftig per Strafbefehl zu bedingten Geldstrafen sowie Bussen zwischen 250 und 2500 Franken verurteilt. Sie müssen zudem Genugtuungszahlungen an das Opfer leisten und die Verfahrenskosten übernehmen.
Aufgrund der Beweislage ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es für die Freier offensichtlich gewesen sein musste, dass es sich bei den Prostituierten um Minderjährige gehandelt hatte.
Minderjährige in Bordell entdeckt
Im April 2023 waren Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, dass im Bordell im Bezirk Baden eine minderjährige Teenagerin aus Ungarn arbeiten würde, heisst es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Die Behörden fanden daraufhin eine 16-Jährige und brachten sie in einem geschützten Rahmen unter.
Die Minderjährige, die in ihrer Heimat in sehr schwierigen Verhältnissen gelebt habe, sei mit der Loverboy-Methode gezielt angeworben und manipuliert worden. Ein Mann habe ihr die grosse Liebe versprochen, sie abhängig gemacht und in die Schweiz gelockt – und dann an die Bordellbetreiberin vermittelt.
Behörden decken Zwangsprostitution auf
Die Teenagerin musste gemäss der Untersuchung zwischen Januar und März 2023 rund 70 Männer im Bordell bedienen. Die Behörden stiessen zudem auf ein weiteres minderjähriges Opfer, das während dreier Tage für die Hauptbeschuldigte als Prostituierte gearbeitet hatte.
Der mutmassliche Loverboy hält sich gemäss Angaben der Aargauer Staatsanwaltschaft im Ausland auf. Die dortigen Behörden hätte gegen ihn sowie gegen einen Vermittler inzwischen eine Untersuchung eröffnet, heisst es in der Mitteilung weiter.