Bei der kalabrische Mafia-Organisation 'Ndrangheta soll ein Italiener mit Wohnsitz Bern ein aktives Mitglied gewesen sein. Vier Jahre Haft werden gefordert.
Die Aussenansicht des Bundesstrafgerichts in Bellinzona.
Die Aussenansicht des Bundesstrafgerichts in Bellinzona. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 61-jähriger Italiener, der im Kanton Bern lebt, soll ein Mitglied der Mafia sein.
  • Er beteuert seine Unschuld. Die Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Haft.
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Ein Italiener mit Wohnsitz im Kanton Bern soll für vier Jahre hinter Gitter. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den Mann vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona der Mitgliedschaft der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta.

Der Staatsanwalt des Bundes bezeichnete den 61-jährigen Beschuldigten vor Gericht als aktives Mitglied der 'Ndrangheta. Er habe eine gewichtige Rolle in der Zelle von Giussano in der Lombardei gespielt. Eine mildere Freiheitsstrafe sei indes gerechtfertigt, weil die vorgeworfenen Taten weit zurücklägen.

Aufgabe des Angeklagten sei es namentlich gewesen, Waffen aus der Schweiz zu besorgen, die dann den Weg nach Kalabrien in Süditalien fanden. Zudem bestanden laut dem Ankläger enge Verbindungen zwischen dem Beschuldigten und 'Ndrangheta-Gruppierungen in der Lombardei, im Piemont und in Kalabrien.

Unschuld beteuert 

Der Beschuldigte, ein verheirateter Familienvater, wurde in Kalabrien geboren und kam als 21-Jähriger in die Schweiz. Vor Gericht beteuerte er seine Unschuld und sagte aus, als Angestellter zu arbeiten. Heute Freitag sollten die beiden Verteidiger am Nachmittag ihre Plädoyers halten. Das Urteil wird später eröffnet.

Neben der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung wirft die Bundesanwaltschaft dem Beschuldigten Hehlerei vor sowie Verstösse gegen das Gesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition, falsche Anschuldigung und Irreführung der Rechtspflege.

Videobefragung von Freund

Ein in Kalabrien inhaftierter Zeuge, ein Freund des Angeklagten, wurde am Dienstag vom Gericht per Video befragt. Er bestätigte zwar die Anklagepunkte im Wesentlichen. Der Mann sagte aber gleichzeitig aus, der Beschuldigte sei im Schoss der historischen 'Ndrangheta-Familien gross geworden, ohne selbst Mitglied zu sein.

Laut dem Zeugen, der in Italien eine Freiheitsstrafe absitzt, kaufte der Angeschuldigte in der Schweiz illegal Waffen für die 'Ndrangheta. Im Kanton Bern soll er für die Bewachung von Hanffeldern Unterstützung der Mafia erhalten haben.

Der Prozess am Bundesstrafgericht in Bellinzona gegen den Italiener begann Anfang September, wurde aber unterbrochen, um die Befragung des Zeugen zu ermöglichen. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den Italiener, in der Zeit von 2003 bis 2011 an mehreren Aktionen der 'Ndrangheta in der Schweiz und in Italien beteiligt gewesen zu sein.

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